Los 538 unserer Auktion 44 am 30. Mai 2016
Draht-Plastik. Eisen auf Holzsockel. 1949. 67,5 x 41 x 33 cm (Sockelhöhe: 6 cm).
Auf der Unterseite auf einem Etikett signiert u. handschriftlich bezeichnet “Berlin-Steglitz / Birkbuschstr. 84 / Draht Plastik / (1949) / Eisen”.
Nicht bei Lehmann-Brockhaus.
Mit einer schriftlichen Expertise von Hans-Joachim Uhlmann, dem Sohn des Künstlers.
Provenienz: Eberhard Seel, Berlin, vom Vorbesitzer 1978 aus dessem Nachlaß erworben; Privatsammlung Berlin.
Aus einem Minimum an Material schuf Uhlmann ein scheinbar schwereloses Gebilde von ebenso großem technischen wie spirituellem Reiz. Wie ein dreidimensionales Zeichen beschreibt die Plastik schwingend, tänzerisch und arabeskenhaft ihren Raum. Obwohl aus Eisen, vermittelt sie Leichtigkeit, Flexibilität und Bewegung sowie Poesie und geheimnisvolle Magie, welche sich aus eben dieser Schlichtheit und Logik der Konstruktion ergibt. Uhlmann setzt anstelle eines körperhaften Volumens ein Spannungsgefüge, ein konturenumschreibendes Konstruktionsgerüst. Statt Masse werden durch eine anmutige, geschlossene Linienführung, Energien und Kräfte visualisiert, die den Körper bewegen und lebendig machen. Uhlmann nahm zunächst ein Studium im Fach Elektromaschinenbau an der Technischen Hochschule Berlin auf. Dieses schloss er 1924 erfolgreich als Diplomingenieur ab. Danach wandte er sich der Bildhauerei zu, die ihn zum freien, künstlerischen Schaffen führte. Uhlmann erlangte bald große regionale, nationale sowie internationale Anerkennung. Nach Erhalt des Berliner Kunstpreises 1950 wurde er zum Leiter der Bildhauerklasse an die Hochschule für bildende Künste in Berlin berufen. Seine Arbeiten wurden unter anderem 1954 auf der Biennale in Venedig, ein Jahr später auf der Ausstellung “The New Decade” im Museum of Modern Art in New York, 1957 auf der Weltausstellung in Brüssel und den ersten drei documenta-Ausstellungen gezeigt.
Den Materialien Eisen, Stahl und Draht, mit denen er sich bereits als Ingenieur beschäftigte, blieb er auch als Künstler treu. Ebenso kamen seiner künstlerischen Arbeit die genauen Kenntnisse der Mathematik, Physik und Statik zugute. Der wahren Bedeutung von Uhlmann, den der Bildhauer Waldemar Grzimek als “Ingenieur der plastischen Form” bezeichnete, und seiner einzigartigen Kunst wird erst seit wenigen Jahren wirklich Rechnung getragen.
Ergebnis: 108.800 € (inkl. Aufgeld)
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