Los 220 unserer Auktion 56 am 30. April 2022
Aufsetzender Storch II. Öl auf Holz. Um 1931. 151 x 125,5 cm. Gerahmt.
Provenienz: Aus dem Nachlass von Margarete Kubicka und Stanislaw Kubicki.
Abgebildet in: Lidia Gluchowska, Stanislaw Kubicki. Kunst und Theorie, Berlin 2001, Tafel XV; Lidia Gluchowska, Avantgarde und Liebe. Margarete und Stanislaw Kubicki, Berlin 2007, Abb. 64, S. 195 sowie in: Lidia Gluchowska, Ein Sack Zucker. Interview mit Prof. S. Karol Kubicki, in: Pro Libris, Nr. 3 (28), Zielona Góra 2009, S. 70-81.
1931 präsentierte Stanislaw Kubicki 36 Bilder in einer Sonderausstellung der Juryfreien, die in einer detaillierten Rezension der Weltkunst von Eckardt von Sydow besprochen wurde: “Figuren, Tierbilder, Pflanzen, Stadtbilder sind in ornamental zerlegender und zugleich aufbauender Weise konstruiert. Ein tiefes lyrisch-mystisches Gefühl für Tier und Pflanze füllt das ornamenthafte Gefüge mit symbolkräftigem Gehalt.” Noch im selben Jahr erläuterte von Sydow in der Prager Zeitschrift “Volné Smery”, Kubicki “sei einer der wenigen Repräsentanten dieser Richtung”, der anders als die anderen nicht “mit einem Rückzug endete oder in das Wasser eines reinen Dekorativismus einmündete.[…] Das Werk Kubickis weist ein zweifelloses Übergewicht des Intellekts auf, aber auch eine intuitive Art des gemeinsamen Erlebens von pflanzlichem und animalischem Leben, eine Art, wie man sie seit geraumer Zeit nicht mehr auf Ausstellungen gesehen hat.”
Lidia Gluchowska, die die Analogien zwischen dem Werk Franz Marcs und Kubickis detailliert hinterfragte, kam zu dem Schluss: “Marc wendet sich unter dem Vorzeichen seiner Zeit vom Naturlyrismus ab und sucht die reine Naturkopie zu überwinden, um die verborgene, innere Seite der Natur im Bild festzuhalten, womit er den Bestrebungen Kubickis vorausgeht. Andererseits ist jedoch festzustellen, daß, während Kubicki seinen Antinaturalismus auch in Schwarzweißdrucken expressiver Linienführung erarbeitete, für Marc die expressive, symbolisch aufgeladene Farbgebung im Vordergrund stand. Für Kubicki ist die Bedeutung der Farbsymbolik weit geringer. [.] Daß es in seiner Bildwelt mehr Tiere und Pflanzen als Menschen gibt, scheint ein Gegenentwurf zum Anthropozentrismus traditioneller Malerei zu sein, aber er strebt, im Gegensatz zu Marc, keinesfalls eine `Animalisierung´ der Kunst an. In den auf die kosmische Ordnung bezogenen Werken beider Kubickis kommt das pantheistische Element zum Tragen. In den Tier- und Pflanzenbildern Stanislaw Kubickis, die zusammen mit seinen theoretischen Äußerungen und seinen Gedichten eine Art kosmologisches System bilden, ist obendrein das Franziskanische deutlich ausgeprägt.” (Alle Zitate nach Lidia Gluchowska, 2007, S. 240 ff.)
In vorliegendem Gemälde, das auf Wunsch von Margarete Kubicka entstand, hat Kubicki den Flug eines Storchs in Szene gesetzt. Durch schräg nach oben laufende Diagonalen und pointierte stakkatohafte Pinselstriche verlieh Kubicki dem Tier eine immense energetische Kraft und macht so den segenbringenden Vogel zum Boten für einen spirituellen Neuanfang und zum Symbol für das Leben.
Ergebnis: 166.400 € (inkl. Aufgeld)
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