Los 117 unserer Auktion 52 am 25. April 2020
Drei gefaltete weiße Papiere auf Blau. Tafel. Lack über Collage aus Japanpapier auf blauem Papier auf fester Pappe. 1934. 35 x 25 x 0,3 cm. Im Objektkasten gerahmt.
Verso Lack über blauem Papier auf fester Pappe sowie mit geprägtem Monogramm (G), Datierung (210861) u. der Negativ-Nummer “154/1a” in Deckweiß versehen.
Dittrich 102
Provenienz: Nachlass Gerhard Altenbourg, Altenburg; Galerie Döbele, Dresden; Privatsammlung Dresden. – Nach Angaben von Glöckner ist die Tafel bereits 1934 entstanden, allein die Lackierung erfolgte erst 1961.
Um 1930 fasste Hermann Glöckner den Entschluss, etwas Neues zu beginnen. Er wollte “die konstruktiven, geometrischen Grundlagen” seiner Malerei untersuchen und “ihre elementaren und komplexen Zusammenhänge neu finden”, wie er in seinem 1983 veröffentlichten Lebensbericht schreibt. Sich von seinen früheren Landschaftsdarstellungen und Porträts abwendend, entstand so eine umfangreiche und gänzlich neue Werkgruppe. “Glöckner arbeitete fortan konstruktiv-abstrakt, und dies nicht mit den geläufigen Methoden der Malerei und Zeichnung, sondern auf eine im Maleratelier sonst kaum gebräuchliche Weise. Er fertigte nicht Bilder, sondern >Tafeln<.”
Diese “Tafeln” entstehen aus verschiedensten, collagierten Pappen und Papieren, die mit Messer, Schere und Falzbein bearbeitet und mit Leimen und Lacken gehärtet, verbunden und versiegelt werden. Die “Tafeln” kommen bisweilen ohne jeden Farbauftrag aus und schöpfen ihre ganze farbliche Harmonie aus Glöckners bedachter und feinsinniger Wahl der Materialien. So baut Glöckner die vorliegende Arbeit “Drei gefaltete weiße Papiere auf Blau” in drei Schichten aus einem stabilisierenden, festen Karton, einem blauen Papier und schließlich drei feinen, weißen Japanpapieren auf, die zuletzt mit einem Lack verschlossen werden. Mit dieser Reduktion der verwendeten Materialien betont Glöckner die stoffliche Qualität des wolkigen, halbtransparenten Japanpapiers, das sich in hellem Schimmer vom dunklen Hintergrund kontrastreich abhebt. Durch die Verdichtung der Farbe an den überlagerten Faltstellen entsteht zudem der Eindruck von Räumlichkeit im Zweidimensionalen. Die unterschiedlich starke Transparenz der gefalteten Papiere öffnet einen Raum, den wir mit den Augen abschreiten, in dem wir verweilen und uns verlaufen können.
Es geht Glöckner aber nicht nur um eine Illusion von Dreidimensionalität, sondern tatsächlich um die Erschaffung eines Farbobjektes, das in der Hand gehalten, gewendet und studiert werden kann. “Die Tafeln sind konzipiert als im Grundsatz gleichartige, gleich große und gleich starke Gevierte, die stabil sind, einladend zum Wenden und Drehen, mit Vorderseite und gestalteter Rückseite. Meistens siegelt der Künstler sein Produkt rückseitig mit dem aus dem Kreis geformten Anfangsbuchstaben seines Namens, dem konstruierten G.” Damit greift Glöckner in dieser frühen Werkgruppe bereits einer Tendenz der Kunst vorweg, die in den 1960er Jahren virulent werden sollte: dem Ausstieg aus dem Bild. Mit ihm begaben sich die Künstler auf die Suche nach neuen Ausdrucksformen, die das klassische, zweidimensionale Bildformat hinter sich lassen. (Zitate: R. Mayer, in: Hermann Glöckner. Die Tafeln, Dresden 1992, S. 7, 11)
Ergebnis: 166.400 € (inkl. Aufgeld)
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