Los 332 unserer Auktion 54 am 24. April 2021
Im Schleißheimer Park. Öl auf Leinwand. 1903. 128 x 117,5 cm. Gerahmt.
Signiert u. datiert. Verso auf dem Keilrahmen signiert u. bezeichnet “Schleissheim” sowie mit den Etiketten “Leipziger Kunstverein 2541” u. “Stadt Ludwigshafen Inv. Nr. 234” versehen.
Putz 287
Provenienz: Privatsammlung Mannheim.
Leo Putz gilt als bedeutendster Vertreter der 1899 gegründeten Künstlergruppe “Scholle”. Vorwiegend aus Mitgliedern der Münchener Secession bestehend, war sie eine Reaktion auf den traditionellen Kunstbetrieb und das Kunstdiktat Franz von Lenbachs, der modernen Künstlern nur wenig Ausstellungsmöglichkeiten bot. Ihre künstlerischen Vorstellungen legten die Mitglieder programmatisch in der Zeitschrift “Jugend 42” von 1903 fest: “Die Scholle hat kein anderes gemeinsames Ziel, keine andere Marschroute und Parole, als die Forderung an ihre Mitglieder, dass jeder seine eigene Scholle bebaue, die freilich auf keiner Landkarte zu finden ist.”
Gemeinsame stilistische Merkmale lassen sich jedoch feststellen: Die Farben wurden meist in breitfleckigem Duktus aufgetragen und das Licht ornamental in die Farbtextur eingebunden. Die vorwiegend großen Formate waren auf Fernsicht angelegt, wobei der Mensch, vornehmlich die Frau, häufig im Vordergrund stand. So konnte Putz den Zauber und das Licht der Plein-Air-Malerei sowohl in der Tiefe der Landschaft als auch auf den wirbelnden Körpern zur Wirkung bringen. Die intensiven Farben sind mit einem breiten Pinsel aufgetragen, Lichteffekte, Bewegungsrhythmus und Farbkomposition verweisen auf Einflüsse des französischen Impressionismus.
Auch in unserem Gemälde hielt Putz mit unruhiger, fließender Pinselführung das helle, sich bauschende Kleid einer jungen Dame fest, tupft Blüten, Brunnen und Büsche in den Hintergrund und stabilisiert die nach links Eilende im Bildgefüge durch Schirmstock und Hundeleine. Die subtile Eleganz des Werkes, vorgetragen in einem modernen, freien Gestus, belegt die Meisterschaft des arrivierten Künstlers, der 1903 bereits eine feste Größe im Münchner Kunstleben war.
Das im selben Jahr angefangene “Picknick”, vollendet 1904, war der erste Ankauf der Bayrischen Staatsgemäldesammlungen und legte den Grundstein für den andauernden Erfolg des Künstlers. Fünf Jahre danach erhielt Leo Putz den Professorentitel, verlegte später seinen Wohnsitz in sein Landhaus nach Gauting und wurde Ehrenmitglied der Bayrischen Akademie der Künste. Von den Nationalsozialisten verfemt starb Putz 1940 im Exil seiner Heimatstadt Meran.
Ergebnis: 121.600 € (inkl. Aufgeld)
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