Los 270 unserer Auktion 54 am 24. April 2021
o.T. (Eingeborene mit Löwenbabys). Öl auf Leinwand. Um 1928. 95 x 65 cm. In Künstlerleiste gerahmt.
Wir danken Frau Dr. Annelie Lütgens für die freundliche Hilfe bei der Zuschreibung.
Provenienz: Atelier Jeanne Mammen; Sammlung Stanislaw Karol Kubicki. Ausgestellt in: Große Berliner Kunstausstellung 1928, Katalog-Nr. 601 (“Negerinnen”).
Das Leben von Marie-Louise Mammen, genannt Mimi, ist eng verwoben mit dem ihrer Schwester Jeanne Mammen. Beide besuchten von 1906 bis 1908 die Académie Julian in Paris, zogen danach gemeinsam nach Brüssel, wo sie von 1908 bis 1910 an der Académie Royale des Beaux-Arts studierten. Es folgte ein weiteres Jahr in Rom mit Zeichenkursen an der Akademie. Während des ersten Weltkriegs flohen die Schwestern nach Berlin und bezogen zusammen Quatier in der kleinen Atelierwohnung am Kurfürstendamm. Wie ihre Schwester arbeitete Mimi als Illustratorin für “Die Dame”, das “Kunstgewerbeblatt” oder “Lustige Blätter”, wie Fritz Hellwag beschrieb: “Auch die übrigen, hier abgebildeten Zeichnungen geben Zeugnis von dem zeichnerischen Können der beiden Künstlerinnen und ihrer Befähigung, entweder ein eigenes, inneres Erlebnis auszusprechen, oder mit Phantasie den Werken der Dichter nachzubilden.” (F. Hellwag, in: Kunstgewerbeblatt, 1915/16, Jg. 27, Nr. 10, S. 181)
Mimi gewann u.a. die Ausschreibung zum Plakatentwurf des Films “Faust – eine deutsche Volkssage” von Friedrich Wilhelm Murnau und stellte in der Großen Berliner Kunstausstellung aus. Auch wenn heute nur wenig über ihr Werk bekannt ist, so suchte auch sie nach neuen Lebensweisen abseits vorherrschender Konventionen und hinterfragte die Gesellschaft der Goldenen Zwanziger. In vorliegendem Bild spielen zwei junge schwarze Frauen mit drei kleinen Löwenbabys vor einem kaleidoskopartigen Hintergrund. Die kräftigen Farben und Konturen, die klaren Formen des Vordergrunds kombiniert mit einem abstrahierten floralen Hintergrund, belegen eine versierte Künstlerin. 1936 floh Mimi mit ihrer Lebenspartnerin nach Teheran, wo sie 1956 ums Leben kam.
Ergebnis: 40.960 € (inkl. Aufgeld)
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