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Weisgerber, Albert

(St. Ingbert 1878 - 1915 gefallen bei Formelles)

Weisgerber, Albert
(St. Ingbert 1878 - 1915 gefallen bei Formelles)
Selbstporträt (Studienkopf). Öl auf fester Malpappe. 1900. 33 x 20,1 cm. Gerahmt.
Signiert. Verso datiert u. betitelt. Mit einem Etikett der Galerie von Abercron, Köln.

Provenienz: Privatsammlung Baden-Baden. - Nach dem dreijährigen Besuch der Kunstgewerbeschule in München, studierte Weisgerber von 1897 bis 1901 an der Akademie der Bildenden Künste München, zuletzt bei Franz von Stuck, dessen Meisterschüler er wurde. In München lernte er Hans Purrmann, Paul Klee, Wassily Kandinsky, Max Slevogt und Gino von Finetti kennen, mit denen ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Bereits ab seinem Studium beteiligte er sich als Zeichner an der Zeitschrift "Die Jugend" und später auch am "Simplizissimus". Durch Selbstbildnisse vergewisserte sich der Künstler während seiner kurzen Schaffenszeit immer wieder seiner selbst. In diesem sehr frühen Porträt zeigt Weisgerber bereits sein ganzes Können: Mit freien, breiten Pinselstrichen erfasst er sicher sein Konterfei. Forsch blickt der junge Künstler in die Ferne, wobei sich die linke Gesichtshälfte durch den ausladenden Hut im Schatten verliert. Eine fein nuancierte Farbigkeit mit vereinzelten blauen und grünlichen Akzenten verleiht seinem markanten jugendlichen Gesicht Tatkraft und Frische. - Bekannt wurde Weisgerber, der sich neben der dunklen Münchner Palette auch mit dem Impressionismus auseinandersetzte, vor allem als Gründungsmitglied und erster Präsident der Neuen Münchner Secession. Zwischen 1905 und 1907 besuchte er wiederholt Paris. Dort traf er Henri Matisse und wurde von den Werken Cézannes, Manets und Toulouse-Lautrecs inspiriert. - "Weisgerber, dessen Werk epochale Brüche und Spannungen durchlebte, suchte eine eigene Position zwischen der Tradition und den Avantgarden. In seiner Ernsthaftigkeit und künstlerischen Ausdruckskraft aber auch in seiner Zerrissenheit steht sein Schaffen in der Krisenzeit vor dem Ersten Weltkrieg beispielhaft für den suchenden Aufbruch einer ganzen Generation." (Website, Albert Weisgerber Stiftung, St. Ingbert, online) - Anerkennung brachten Weisgerber 1906 Ankäufe der Münchener Pinakothek und der Städtischen Galerie Frankfurt. - Der untere Rand mit vereinzelten Retuschen.
Hammer: 24.000 €