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Kollwitz, Käthe
(Königsberg 1867 - 1945 Moritzburg)
Kollwitz, Käthe
(Königsberg 1867 - 1945 Moritzburg)
Eltern mit Kind. Kohle auf Papier. 1919. 51 x 35,5 cm, unter Passepartout. Unter Glas gerahmt.
Signiert.
Nagel 818 - Provenienz: Sammlung Menuhin, London; Sotheby's London, "The Menuhin Sale", 11. Mai 2004, Los 600; Kunsthandel A. Vecht, Amsterdam, dort von der Vorbesitzerin 2004 erworben. - Wie keine zweite hat Käthe Kollwitz, die als die bedeutendste deutsche Künstlerin der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gilt, das Ringen um die menschliche Existenz ins Zentrum ihres Oeuvres gestellt. Mit ihrem unvergleichlichen Strich verewigte sie das schwere Leben der arbeitenden Bevölkerung, den sozialen Alltag, die Trauer und das Leid ebenso wie mütterliche Geborgenheit, Liebe, Wärme und die kleinen Freuden des Lebens. 1919, als vorliegende Zeichnung entstand, war der Erste Weltkrieg verloren und in der Großstadt Berlin herrschte bittere Not. Politische und soziale Unruhen machten es der Regierung der jungen Weimarer Republik schwer, sich zu stabilisieren. Radikalisiert durch die Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg sowie enttäuscht über die allgemeine politische Entwicklung weiteten Anhänger der Kommunistischen Partei im März desselben Jahres einen Generalstreik zu einem bewaffneten Aufstand aus. In den folgenden Kämpfen verloren ca. 1500 Menschen ihr Leben, so dass Angst, Tod und Armut das Straßenbild kennzeichneten. - Erfasst von diesem Leid suchte Kollwitz dieses immer wieder in ihren Motiven festzuhalten: Mütter, die ihre Kinder schützen, trauernde Eltern oder hohlwangige, erstarrte Gesichter sind allgegenwärtig. Dafür besuchte die Künstlerin auch das städtische Leichenschauhaus und zeichnete einen ganzen Zyklus der dort nach vermissten Angehörigen suchenden Menschen. Just dieser Moment des Suchens scheint die Künstlerin fasziniert zu haben, der Augenblick, in dem Hoffnung, Ungewissheit, Erleichterung oder Erkenntnis aufeinandertreffen, so wie in vorliegender Arbeit, wo sich auf unnachahmliche Weise Liebe und Sorgen in den Gesichtern der Familie widerspiegeln. Diese besonders detailliert ausgearbeitete Kohlezeichnung überzeugte mit ihrer Intensität schon damals und wurde daher in einer Berliner Zeitung abgebildet (s. Abb. zur Nr. 818 bei Nagel, S. 353). Auch wenn Kollwitz in ihren Werken individuelle Zeitgenossen ihres Umfelds wiedergab, gelang es ihr stets, das "Zeitlose" und "Überpersönliche" herauszuarbeiten, ein Stilmittel, mit dem sie bereits zu Lebzeiten weltweites Ansehen erlangte. Nachdrücklich setzte sie sich für Frieden ein, um die Not der Menschen zu lindern (Kollwitz 1931, zitiert nach Werner Timm, in: Nagel, S. 11). - Im Passepartoutausschnitt gebräunt. Der Rand stellenweise professionell restauriert.
(Königsberg 1867 - 1945 Moritzburg)
Eltern mit Kind. Kohle auf Papier. 1919. 51 x 35,5 cm, unter Passepartout. Unter Glas gerahmt.
Signiert.
Nagel 818 - Provenienz: Sammlung Menuhin, London; Sotheby's London, "The Menuhin Sale", 11. Mai 2004, Los 600; Kunsthandel A. Vecht, Amsterdam, dort von der Vorbesitzerin 2004 erworben. - Wie keine zweite hat Käthe Kollwitz, die als die bedeutendste deutsche Künstlerin der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gilt, das Ringen um die menschliche Existenz ins Zentrum ihres Oeuvres gestellt. Mit ihrem unvergleichlichen Strich verewigte sie das schwere Leben der arbeitenden Bevölkerung, den sozialen Alltag, die Trauer und das Leid ebenso wie mütterliche Geborgenheit, Liebe, Wärme und die kleinen Freuden des Lebens. 1919, als vorliegende Zeichnung entstand, war der Erste Weltkrieg verloren und in der Großstadt Berlin herrschte bittere Not. Politische und soziale Unruhen machten es der Regierung der jungen Weimarer Republik schwer, sich zu stabilisieren. Radikalisiert durch die Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg sowie enttäuscht über die allgemeine politische Entwicklung weiteten Anhänger der Kommunistischen Partei im März desselben Jahres einen Generalstreik zu einem bewaffneten Aufstand aus. In den folgenden Kämpfen verloren ca. 1500 Menschen ihr Leben, so dass Angst, Tod und Armut das Straßenbild kennzeichneten. - Erfasst von diesem Leid suchte Kollwitz dieses immer wieder in ihren Motiven festzuhalten: Mütter, die ihre Kinder schützen, trauernde Eltern oder hohlwangige, erstarrte Gesichter sind allgegenwärtig. Dafür besuchte die Künstlerin auch das städtische Leichenschauhaus und zeichnete einen ganzen Zyklus der dort nach vermissten Angehörigen suchenden Menschen. Just dieser Moment des Suchens scheint die Künstlerin fasziniert zu haben, der Augenblick, in dem Hoffnung, Ungewissheit, Erleichterung oder Erkenntnis aufeinandertreffen, so wie in vorliegender Arbeit, wo sich auf unnachahmliche Weise Liebe und Sorgen in den Gesichtern der Familie widerspiegeln. Diese besonders detailliert ausgearbeitete Kohlezeichnung überzeugte mit ihrer Intensität schon damals und wurde daher in einer Berliner Zeitung abgebildet (s. Abb. zur Nr. 818 bei Nagel, S. 353). Auch wenn Kollwitz in ihren Werken individuelle Zeitgenossen ihres Umfelds wiedergab, gelang es ihr stets, das "Zeitlose" und "Überpersönliche" herauszuarbeiten, ein Stilmittel, mit dem sie bereits zu Lebzeiten weltweites Ansehen erlangte. Nachdrücklich setzte sie sich für Frieden ein, um die Not der Menschen zu lindern (Kollwitz 1931, zitiert nach Werner Timm, in: Nagel, S. 11). - Im Passepartoutausschnitt gebräunt. Der Rand stellenweise professionell restauriert.
Limit price: 40.000 €