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Altenbourg, Gerhard

(Rödichen-Schnepfenthal 1926 - 1989 bei Meißen)

Altenbourg, Gerhard
(Rödichen-Schnepfenthal 1926 - 1989 bei Meißen)
Bergkloster. Tempera u. Aquarell auf blaugrauem Ingres Büttenkarton. 1955. 62,9 x 48 cm, im Passepartout freigestellt. Unter Glas gerahmt.
Signiert (Altenbourg), monogrammiert (GSt), datiert u. betitelt.

Janda 55/50 - Das ehemalige Augustiner-Chorherren-Stift, auch genannt Bergkloster, liegt im Zentrum von Altenburg in Thüringen und ist mit dem Doppelturm, den "Roten Spitzen", das Wahrzeichen der ehemaligen Residenzstadt. Nur allmählich erschließt sich der in leuchtenden Farbtönen rhythmisierte Bildgegenstand dem eintauchenden Blick, ohne jedoch vollends in einer eindeutigen Gegenständlichkeit aufzugehen. Waren Altenbourgs Werke der frühen Nachkriegsjahre noch stark geprägt von linearen Schwarz-Weiß-Kompositionen, so dominiert ab Mitte der 50er Jahre eine intensive Farbgebung. Altenbourg hatte sich gefunden. - Für das thüringische Hügelland empfand Altenbourg Zeit seines Lebens eine starke heimatliche Verbundenheit, die in zahlreichen Landschaftsdarstellungen ihren Niederschlag fand. Dabei diente ihm das Thüringer Land nicht allein als künstlerische Inspirationsquelle, sondern auch als identitätsstiftender Ort, wie es auch seine Namensänderung von Gerhard Ströch in Gerhard Altenbourg ganz klar belegt. Der Künstler lebte sein gesamtes Leben lang in der Stadt Altenburg, die er nur wenige Male für einen längeren Zeitraum verließ. In unzähligen Werken versicherte er sich wieder und wieder seines Umfelds und war für seine nächtliche Spaziergänge in und um Altenburg berüchtigt. Seine ihn umgebende Hügellandschaft nannte er irgendwann einmal "Altenbourgs Revier". Daher hatten insbesondere seine frühen Zeichnungen häufig konkrete topografische Bezüge, aus denen er erst später freie Erinnerungs-Landschaften entwickelte. - Lange hatte Altenbourg an seiner Berufung zum Künstler gezweifelt, war doch das Wort in ihm stark und eine Laufbahn als Poet oder Schriftsteller schienen ebenso möglich. Nach jahrelanger Einsamkeit und stetigem Suchen schrieb Altenbourg im Juni 1955: "Ich fühle in mir einen Hochmut aufsteigen, aber auch eine kalte, gemessene Befreiung von vielem, was einen früher anfocht. Eine Entspannung, ein Gelächter, über Torheit und Unsinn, über sich selbst, ein helles Klarsein, das einem auch gewisse Spannungen raubt und träg und steril zu machen scheint. Alles ist bekannt, so vieles entbehrt irgendwelcher Neuheit. Das Verschlampen und das kleine Gesumm dessen, was sich vorbereitet; immer bereitet sich etwas vor, immer verändert sich etwas, immer lebt es sich zwischen zwei Übergängen. Übergangen wirst du, überfahren und endlich wohl einmal Ende. Ich habe mich augenblicklich geistig überfressen, kann aber keine Diät einhalten." (zitiert nach Annegret Janda, Werkverzeichnis Bd. I, S. 91) - Die untere linke Ecke mit einer leichten Knickspur. Der rechte Blattrand mit einem kleinen, fachmännisch hinterlegten Einriss.
Zuschlag: 11.000 €