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Scholz, Georg

(Wolfenbüttel 1890 - 1945 Waldkirch)

Scholz, Georg
(Wolfenbüttel 1890 - 1945 Waldkirch)
Schlafender Akt auf dem Diwan. Öl auf Leinwand. 1927. 50 x 67,5 cm. Gerahmt.
Signiert u. datiert. Der Keilrahmen verso mit dem Stempel des Künstlers.

Sternfeld 61 - Provenienz: Atelier des Künstlers, seitdem in Familienbesitz. - Ausgestellt in: Georg Scholz. Ein Beitrag zur Diskussion realistischer Kunst. Karlsruhe, Badischer Kunstverein, 1975, Katalog-Nr. 69 sowie ausgestellt und abgebildet in: Die Welt der Figur. Südwestdeutsche Kunst im Nachexpressionismus. 1918 bis 1948. Grafenau, Galerie Schlichtenmaier, 1989, Katalog-Nr. 60, S. 59; Georg Scholz 1890-1945. Malerei, Zeichnung, Druckgraphik. Waldkirch, Georg-Scholz-Haus, 1990, S. 103; Magie der Realität - Magie der Form 1925/1950. Eine Hommage für Franz Roh (1890-1965). Apolda, Kunsthaus, 2000, S. 133. - Mit den Gemälden "Schlafender Akt auf dem Diwan" sowie "Sitzender Akt mit Gipsbüste", welches sich heute in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe befindet, eröffnete Georg Scholz 1927 ein neues Kapitel in seinem Oeuvre: "Mit diesen beiden Gemälden und mit vielen, die in den kommenden Jahren folgen sollten, konzentrierte sich sein Blick auf die Menschendarstellung, insbesondere auf die Darstellung des menschlichen Körpers, vornehmlich des weiblichen Akts." (Sternfeld, S. 207) - In unserem Werk griff er mit dem Typus des schlafenden Modells auf klassische Vorbilder der Kunstgeschichte zurück. In ihrer 2003 publizierten Dissertation über Georg Scholz verweist Patricia Sternfeld auf Gustave Courbet, insbesondere auf dessen Gemälde "Der Schlaf": "Scholz kann dieses Bild in der Reproduktion gekannt haben, es war im Kunstblatt von 1922 abgebildet. Die Parallelen sind auffällig, wie bei Scholz liegt hier gleichermaßen der unbekleidete Akt nach rechts, die linke Hand im Schlaf neben das Bett gesunken." (Sternfeld, S. 212) - Wie bei allen Werken aus Scholz' maßgeblicher Schaffenszeit ist dabei reale Körperlichkeit allgegenwärtig: die Stofflichkeit des Möbels, die Haare sowie die nackte, weiche Haut der jungen Frau. Trotz dieser extrem detailgetreuen und sachlichen Darstellungsweise ist jene kühle Erotik und Distanziertheit, die vielen Werken der Neuen Sachlichkeit und auch Scholz' "Weiblichem Akt mit Gipskopf" aus dem selben Jahr anhaftet, zugunsten einer liebevoll intimen Atmosphäre gewichen. - Die malerische Wiedergabe von "Fleisch" sowie das Problem "Durch Farbe Form" beschäftigte Georg Scholz in dieser Zeit sehr. Dies erschließt sich aus einem Brief von 1926 an seinen Freund Theodor Kiefer: "Den prinzipiellen Unterschied zwischen der Farbanschauung des Impressionisten und der 'neuen Sachlichkeit' möchte ich Dir durch ein Schema illustrieren. Der 'neue Sachlichkeiter' trennt horizontal und sagt: 'Wie gelingt es mir schwarze Haare im Licht und im Schatten so zusammen zu halten, daß sie schwarze Haare bleiben und nicht in Licht und Schatten zerfallen, wie gelingt es mir, fleischfarbenes Gesicht im Licht und im Schatten zusammenzuhalten, daß es zusammen Fleischfarbe ergibt und als Fleisch gegen Haare steht etc. etc." (Ludwig Hofmann und Ursula Merkel (Hrsg.), Georg Scholz. Schriften, Briefe, Dokumente, Karlsruhe 2018, S. 189). - Die Leinwand verso mit einer fachmännisch restaurierten Läsur. Vereinzelte kleine Retuschen.
Zuschlag: 30.000 €