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Büttner, Werner
(Jena 1954 - lebt in Geesthacht)
Büttner, Werner
(Jena 1954 - lebt in Geesthacht)
Napoleon reitet in die Schlacht bei Jena. Öl auf Leinwand. 1990. 125 x 80 cm. In Künstlerleiste gerahmt.
Signiert u. datiert.
"Neuen Studenten pflegt sich der Herr Hochschulprofessor Werner Büttner in Kolloquien gelegentlich wie folgt vorzustellen: 'Geboren in Jena an den Iden des März 1954, exakt 1999 Jahre nach der Ermordung Caesars, dem Vatermordstag, und gezeugt neun Monate vorher am 17. Juni 1953, dem Tag des Volksaufstandes in der DDR.' Zufall oder Zeichen? Werner Büttner lässt das bewusst offen." (Harald Falckenberg, Theorien von mittlerer Reichweite, in: Werner Büttner. Verkehrte Welt. Hamburg, Deichtorhallen, 2003, S. 14) Nicht nur die eigene Existenz verwebt Werner Büttner mit den politischen und kulturellen Ereignissen der Geschichte. Auch sein künstlerisches Werk ist durchbrochen von historischen Referenzen. Der Künstler hat eine Vorliebe für die explizit derbe Sprache von Schriftstellern des 16. und 17. Jahrhundert, wie etwa François Rabelais. Aber auch die Auseinandersetzung mit kunsthistorischen Vorbildern wie Francisco de Goya oder René Magritte findet sich immer wieder in seinem Oeuvre: "Sich für die Werke anderer zu begeistern, ist ein Akt existenzieller Klugheit. Der eigenen Apotheose Vorschub zu leisten, ist ein Akt künstlerischer Weltsicht", kommentiert Büttner selbst diese künstlerische Strategie (Werner Büttner, Prägende Verehrung, in: Werner Büttner. Last Lecture Show, Hamburger Kunsthalle, 2021, S. 54). - Auch in vorliegendem Gemälde bedient sich der Künstler historischer Vorbilder. Seine Darstellung Napoleon Bonapartes - erkennbar am charakteristischen Zweispitz und der in den Mantel geschobenen rechten Hand - orientiert sich an dem 1864 entstandenen Gemälde "Campagne de France, 1814" des französischen Malers Ernest Meissonier. Statt an der Spitze eines großen Heeres "reitet" Büttners Napoleon jedoch allein in die Schlacht und auch der historische Zeitpunkt ist anders gewählt: Während Meissonier sich für eine Szene aus den Russlandfeldzügen Napoleons entschied, deren Entwicklungen schließlich zu dessen Abdankung führen sollten, ist Büttners Napoleon dem Titel gemäß auf dem Weg in die Schlacht bei Jena auf dem Höhepunkt seiner Macht. So wirkt das Gemälde wie eine mahnende Voraussicht dessen, was noch kommen sollte. - "Er nähert sich Fragestellungen von außen, distanziert, ironisch, bisweilen zynisch. [...] [Seine Arbeiten] haben meist subversiven Charakter, sind aus verschiedenen Gliedern zusammengesetzt, ohne zuverlässige Gestalt, Ordnung und Proportion, letztlich in zufälliger Abfolge. Büttner greift auf alles Gelesene, Gehörte, Gesehene, Gelebte und Gedachte zurück. Er ist Beobachter, und es charakterisiert sein Werk, dass er seine Beobachtungen auf den Punkt bringt. [...] Seine künstlerische Arbeit ist die Erfassung, Analyse und Kommentierung unserer verunstalteten Welt und so zugleich Abstand und Rückzug." (Harald Falckenberg, in: Werner Büttner. Verkehrte Welt. Hamburg, Deichtorhallen, 2003, S. 17)- Mit dem ihm eignen Witz und scharfsinnigen Humor führt Büttner in "Napoleon reitet in die Schlacht bei Jena" die historischen Ereignisse ad absurdum. So hat auch das Reittier seines Napoleons nichts mehr mit dem majestätischen Tier gemeinsam, das in ikonografischer Tradition gemeinhin die Macht und Führungskraft seines die Zügel in der Hand haltenden Reiters versinnbildlicht. Büttners "Pferd" ist auf einen blauen, sargähnlichen Kasten reduziert, der eher an das gleichnamige Turnsportgerät denken lässt. Ein Fortkommen oder gar in die Schlacht Reiten wird dem berühmten Feldherrn verwehrt. Büttners Napoleon verharrt in vollkommener Sinnlosigkeit, auf die Spitze getrieben noch durch die in diesem Zusammenhang fast spöttisch anmutenden, dynamisch bewegten weißen Farbschwünge. - Stellenweise leichtes Craquelé.
(Jena 1954 - lebt in Geesthacht)
Napoleon reitet in die Schlacht bei Jena. Öl auf Leinwand. 1990. 125 x 80 cm. In Künstlerleiste gerahmt.
Signiert u. datiert.
"Neuen Studenten pflegt sich der Herr Hochschulprofessor Werner Büttner in Kolloquien gelegentlich wie folgt vorzustellen: 'Geboren in Jena an den Iden des März 1954, exakt 1999 Jahre nach der Ermordung Caesars, dem Vatermordstag, und gezeugt neun Monate vorher am 17. Juni 1953, dem Tag des Volksaufstandes in der DDR.' Zufall oder Zeichen? Werner Büttner lässt das bewusst offen." (Harald Falckenberg, Theorien von mittlerer Reichweite, in: Werner Büttner. Verkehrte Welt. Hamburg, Deichtorhallen, 2003, S. 14) Nicht nur die eigene Existenz verwebt Werner Büttner mit den politischen und kulturellen Ereignissen der Geschichte. Auch sein künstlerisches Werk ist durchbrochen von historischen Referenzen. Der Künstler hat eine Vorliebe für die explizit derbe Sprache von Schriftstellern des 16. und 17. Jahrhundert, wie etwa François Rabelais. Aber auch die Auseinandersetzung mit kunsthistorischen Vorbildern wie Francisco de Goya oder René Magritte findet sich immer wieder in seinem Oeuvre: "Sich für die Werke anderer zu begeistern, ist ein Akt existenzieller Klugheit. Der eigenen Apotheose Vorschub zu leisten, ist ein Akt künstlerischer Weltsicht", kommentiert Büttner selbst diese künstlerische Strategie (Werner Büttner, Prägende Verehrung, in: Werner Büttner. Last Lecture Show, Hamburger Kunsthalle, 2021, S. 54). - Auch in vorliegendem Gemälde bedient sich der Künstler historischer Vorbilder. Seine Darstellung Napoleon Bonapartes - erkennbar am charakteristischen Zweispitz und der in den Mantel geschobenen rechten Hand - orientiert sich an dem 1864 entstandenen Gemälde "Campagne de France, 1814" des französischen Malers Ernest Meissonier. Statt an der Spitze eines großen Heeres "reitet" Büttners Napoleon jedoch allein in die Schlacht und auch der historische Zeitpunkt ist anders gewählt: Während Meissonier sich für eine Szene aus den Russlandfeldzügen Napoleons entschied, deren Entwicklungen schließlich zu dessen Abdankung führen sollten, ist Büttners Napoleon dem Titel gemäß auf dem Weg in die Schlacht bei Jena auf dem Höhepunkt seiner Macht. So wirkt das Gemälde wie eine mahnende Voraussicht dessen, was noch kommen sollte. - "Er nähert sich Fragestellungen von außen, distanziert, ironisch, bisweilen zynisch. [...] [Seine Arbeiten] haben meist subversiven Charakter, sind aus verschiedenen Gliedern zusammengesetzt, ohne zuverlässige Gestalt, Ordnung und Proportion, letztlich in zufälliger Abfolge. Büttner greift auf alles Gelesene, Gehörte, Gesehene, Gelebte und Gedachte zurück. Er ist Beobachter, und es charakterisiert sein Werk, dass er seine Beobachtungen auf den Punkt bringt. [...] Seine künstlerische Arbeit ist die Erfassung, Analyse und Kommentierung unserer verunstalteten Welt und so zugleich Abstand und Rückzug." (Harald Falckenberg, in: Werner Büttner. Verkehrte Welt. Hamburg, Deichtorhallen, 2003, S. 17)- Mit dem ihm eignen Witz und scharfsinnigen Humor führt Büttner in "Napoleon reitet in die Schlacht bei Jena" die historischen Ereignisse ad absurdum. So hat auch das Reittier seines Napoleons nichts mehr mit dem majestätischen Tier gemeinsam, das in ikonografischer Tradition gemeinhin die Macht und Führungskraft seines die Zügel in der Hand haltenden Reiters versinnbildlicht. Büttners "Pferd" ist auf einen blauen, sargähnlichen Kasten reduziert, der eher an das gleichnamige Turnsportgerät denken lässt. Ein Fortkommen oder gar in die Schlacht Reiten wird dem berühmten Feldherrn verwehrt. Büttners Napoleon verharrt in vollkommener Sinnlosigkeit, auf die Spitze getrieben noch durch die in diesem Zusammenhang fast spöttisch anmutenden, dynamisch bewegten weißen Farbschwünge. - Stellenweise leichtes Craquelé.
Hammer: 15.000 €