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Sitte, Willi
(Kratzau 1921 - 2013 Halle an der Saale)
Sitte, Willi
(Kratzau 1921 - 2013 Halle an der Saale)
Urteil des Paris (Frauen mit deformierter Figur). Öl auf Hartfaser. 1994. 125 x 122 cm. Gerahmt.
Signiert u. datiert. Verso datiert u. betitelt.
Provenienz: Vom Vorbesitzer 1997 in der Galerie Dr. Kupser, Ansbach, erworben (Rechnung in Kopie beiliegend). - Ganzseitig abgebildet in: Wolfgang Hütt, Willi Sitte - Gemälde 1950-1994. Bören 1994, S. 248. Ein vom Künstler signiertes Exemplar des Katalogs beigegeben. - Die Rückbesinnung auf die Mythen der Antike findet sich als stets wiederkehrendes Thema bei Willi Sitte und anderen Malern aus Ostdeutschland: "Akteure wie Ikarus, Sisyphos oder Paris werden dabei zu Protagonisten in einer Neudeutung unter den kulturpolitischen Vorgaben der DDR. [...] Ob als abschreckendes Beispiel für die Ablehnung der durch die SED propagierten Denk- und Verhaltensweisen oder als Vorbildfigur des Alltagshelden im Arbeiter- und Bauernstaat, die Lesarten waren zahlreich und manches Mal auch zwischen den Zeilen zu finden. [...] Vor allem das Urteil des Paris sollte einen Mangel an Fantasie und Sinnlichkeit tilgen und ein Gefühl von persönlicher Entscheidungsfreiheit vermitteln." (Theresa Pohl, Das Urteil des Paris. Willi Sitte und die Qual der Wahl, in: Sittes Welt. Halle (Saale), Kunstmuseum Moritzburg, 2021, S. 440) Diese spezielle Episode aus der griechischen Mythologie zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Oeuvre Sittes und erfährt von diesem immer wieder neue Interpretationen. So finden sich in seinen frühen Gemälden zunächst noch klassisch anmutende Wiedergaben des antiken Stoffes, beeinflusst vom Emanzipationsprozess der 1960er Jahre. Die Figur des Paris gerät in einigen späteren Arbeiten gar zum weiblichen Protagonisten. 1991 schließlich, nach der Wende, zeigt das Gemälde "Das Parisurteil findet nicht statt" den "Niedergang eines seines Amtes enthobenen" (ebd.). Auch in vorliegendem nur drei Jahre später entstandenen Gemälde ist der Umgang mit dem mythologischen Vorbild ambivalenter Natur: Der Zwietracht säende Apfel ist aus dem Bildraum völlig verbannt, Paris zur Picasso'esk deformierten Figur verwandelt, die in Auflösung begriffen ist. - Vereinzelt winzige Farbverluste.
(Kratzau 1921 - 2013 Halle an der Saale)
Urteil des Paris (Frauen mit deformierter Figur). Öl auf Hartfaser. 1994. 125 x 122 cm. Gerahmt.
Signiert u. datiert. Verso datiert u. betitelt.
Provenienz: Vom Vorbesitzer 1997 in der Galerie Dr. Kupser, Ansbach, erworben (Rechnung in Kopie beiliegend). - Ganzseitig abgebildet in: Wolfgang Hütt, Willi Sitte - Gemälde 1950-1994. Bören 1994, S. 248. Ein vom Künstler signiertes Exemplar des Katalogs beigegeben. - Die Rückbesinnung auf die Mythen der Antike findet sich als stets wiederkehrendes Thema bei Willi Sitte und anderen Malern aus Ostdeutschland: "Akteure wie Ikarus, Sisyphos oder Paris werden dabei zu Protagonisten in einer Neudeutung unter den kulturpolitischen Vorgaben der DDR. [...] Ob als abschreckendes Beispiel für die Ablehnung der durch die SED propagierten Denk- und Verhaltensweisen oder als Vorbildfigur des Alltagshelden im Arbeiter- und Bauernstaat, die Lesarten waren zahlreich und manches Mal auch zwischen den Zeilen zu finden. [...] Vor allem das Urteil des Paris sollte einen Mangel an Fantasie und Sinnlichkeit tilgen und ein Gefühl von persönlicher Entscheidungsfreiheit vermitteln." (Theresa Pohl, Das Urteil des Paris. Willi Sitte und die Qual der Wahl, in: Sittes Welt. Halle (Saale), Kunstmuseum Moritzburg, 2021, S. 440) Diese spezielle Episode aus der griechischen Mythologie zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Oeuvre Sittes und erfährt von diesem immer wieder neue Interpretationen. So finden sich in seinen frühen Gemälden zunächst noch klassisch anmutende Wiedergaben des antiken Stoffes, beeinflusst vom Emanzipationsprozess der 1960er Jahre. Die Figur des Paris gerät in einigen späteren Arbeiten gar zum weiblichen Protagonisten. 1991 schließlich, nach der Wende, zeigt das Gemälde "Das Parisurteil findet nicht statt" den "Niedergang eines seines Amtes enthobenen" (ebd.). Auch in vorliegendem nur drei Jahre später entstandenen Gemälde ist der Umgang mit dem mythologischen Vorbild ambivalenter Natur: Der Zwietracht säende Apfel ist aus dem Bildraum völlig verbannt, Paris zur Picasso'esk deformierten Figur verwandelt, die in Auflösung begriffen ist. - Vereinzelt winzige Farbverluste.
Hammer: 11.000 €