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Kriester, Rainer
(Plauen 1935 - 2002 Castellaro)
Kriester, Rainer
(Plauen 1935 - 2002 Castellaro)
Großes schwarzes Kopfzeichen II. Bronze mit grünschwarzer Patina. 1984. 136 x 132 x 60 cm.
Signiert. Mit Gießerstempel "H. Noack Berlin".
Schmied/Daß 272, dort zusätzlich abgebildet S. 108 - Eines von drei Exemplaren. - Provenienz: Privatbesitz Frankfurt. - Rainer Kriester zählt zu den wichtigsten deutschen Bildhauern des 20. Jahrhunderts und erhielt mit seinen semiabstrakten Kopfformen, die lebenslang sein Thema blieben, internationale Anerkennung. Seine monumentalen Skulpturen sind im öffentlichen Raum etlicher deutscher Städte zu finden. So zieren das "Große weiße Kopfzeichen" das Foyer des Kanzleramtes und zwei seiner Plastiken, "Großer verschnürter Kopf" sowie die ihr gegenüberstehende Bronzeplastik "Berliner Kopfzeichen", die südöstliche Seite des Theodor-Heuss-Platzes in Berlin. Der Anfang jedoch fiel schwerer als vermutet: Nach einem Medizinstudium und der Inhaftierung wegen staatsfeindlicher Äußerungen floh Kriester 1958 aus der damaligen DDR nach Westberlin, wo er 1961 an der Berliner Kunsthochschule ein Studium der Malerei und Bildhauerei begann. Seine erste große Ausstellung erhielt er 1970 in der Berliner Galerie Ben Wargin, wo er seine Plastiken in Form von realistischen Gliedmaßen, Torsi oder Köpfen präsentierte. Wie Zeichen oder Mahnmale ragten sie aus dem Boden oder wurden in liegender Position inszeniert. - Aus diesen realistischen Formen entwickelte Kriester Mitte der 1970er Jahre seine abstrahierten Köpfe mit Verletzungen oder Versperrungen, die er als "Stelen" oder "Kopfzeichen" betitelte. Es entstanden bandagierte Häupter, Köpfe mit Stricken verschnürt oder von Nägeln durchbohrt, mit Gürteln geknebelt oder mit Helmen bedeckt, alles Symbole für Tortur, Gewalt oder Ohnmacht, gleichzeitig aber Zeugnisse von energischem Widerstand. "Die Form ihrer Verletzung ist zugleich die Form ihres Protestes" schrieb Wieland Schmied im Werkverzeichnis des Künstlers (S. 28). So wird das individuelle menschliche Leid durch ein universelles künstlerisches Zeichen sublimiert. - Mit der Zeit wurden Kriesters Bronzen größer und ihre Zeichen der Verwundung zurückhaltender. Neben Nägeln und Schnüren rückten zunehmend Tätowierungen in den Vordergrund. Es sind Linien, vielmehr Geraden, die die Kopfformen anstelle eines Gesichtes überziehen. Diese Chiffren erinnern an geheime Kreiszeichen, alte geometrische Formeln oder Inschriften vergangener Kulturen. Seine größten Bronzeskulpturen, wozu auch vorliegende Arbeit zählt, schuf Kriester Anfang der 1980er Jahre. Danach wandte er sich vermehrt dem Kalkstein zu. - "Arbeit ist die eigentliche menschliche Zutat zur Natur" schrieb der Künstler über seine "dreckige, schwere Bildhauerarbeit", die er im direkten Zusammenspiel mit der Natur sah (Schmied/Daß, S. 61). Die inhärente Arbeitsleistung seiner großformatigen Skulpturen kulminierte im italienischen Castellaro, direkt bei den großen Kalksteinbrüchen. Hier schuf Kriester schließlich riesige Köpfe, Tore und Stelen aus hellem Kalkstein, die er in die ligurische Landschaft stellte. - Leichte Witterungsspuren. Vereinzelte kleine Kratzspuren.
(Plauen 1935 - 2002 Castellaro)
Großes schwarzes Kopfzeichen II. Bronze mit grünschwarzer Patina. 1984. 136 x 132 x 60 cm.
Signiert. Mit Gießerstempel "H. Noack Berlin".
Schmied/Daß 272, dort zusätzlich abgebildet S. 108 - Eines von drei Exemplaren. - Provenienz: Privatbesitz Frankfurt. - Rainer Kriester zählt zu den wichtigsten deutschen Bildhauern des 20. Jahrhunderts und erhielt mit seinen semiabstrakten Kopfformen, die lebenslang sein Thema blieben, internationale Anerkennung. Seine monumentalen Skulpturen sind im öffentlichen Raum etlicher deutscher Städte zu finden. So zieren das "Große weiße Kopfzeichen" das Foyer des Kanzleramtes und zwei seiner Plastiken, "Großer verschnürter Kopf" sowie die ihr gegenüberstehende Bronzeplastik "Berliner Kopfzeichen", die südöstliche Seite des Theodor-Heuss-Platzes in Berlin. Der Anfang jedoch fiel schwerer als vermutet: Nach einem Medizinstudium und der Inhaftierung wegen staatsfeindlicher Äußerungen floh Kriester 1958 aus der damaligen DDR nach Westberlin, wo er 1961 an der Berliner Kunsthochschule ein Studium der Malerei und Bildhauerei begann. Seine erste große Ausstellung erhielt er 1970 in der Berliner Galerie Ben Wargin, wo er seine Plastiken in Form von realistischen Gliedmaßen, Torsi oder Köpfen präsentierte. Wie Zeichen oder Mahnmale ragten sie aus dem Boden oder wurden in liegender Position inszeniert. - Aus diesen realistischen Formen entwickelte Kriester Mitte der 1970er Jahre seine abstrahierten Köpfe mit Verletzungen oder Versperrungen, die er als "Stelen" oder "Kopfzeichen" betitelte. Es entstanden bandagierte Häupter, Köpfe mit Stricken verschnürt oder von Nägeln durchbohrt, mit Gürteln geknebelt oder mit Helmen bedeckt, alles Symbole für Tortur, Gewalt oder Ohnmacht, gleichzeitig aber Zeugnisse von energischem Widerstand. "Die Form ihrer Verletzung ist zugleich die Form ihres Protestes" schrieb Wieland Schmied im Werkverzeichnis des Künstlers (S. 28). So wird das individuelle menschliche Leid durch ein universelles künstlerisches Zeichen sublimiert. - Mit der Zeit wurden Kriesters Bronzen größer und ihre Zeichen der Verwundung zurückhaltender. Neben Nägeln und Schnüren rückten zunehmend Tätowierungen in den Vordergrund. Es sind Linien, vielmehr Geraden, die die Kopfformen anstelle eines Gesichtes überziehen. Diese Chiffren erinnern an geheime Kreiszeichen, alte geometrische Formeln oder Inschriften vergangener Kulturen. Seine größten Bronzeskulpturen, wozu auch vorliegende Arbeit zählt, schuf Kriester Anfang der 1980er Jahre. Danach wandte er sich vermehrt dem Kalkstein zu. - "Arbeit ist die eigentliche menschliche Zutat zur Natur" schrieb der Künstler über seine "dreckige, schwere Bildhauerarbeit", die er im direkten Zusammenspiel mit der Natur sah (Schmied/Daß, S. 61). Die inhärente Arbeitsleistung seiner großformatigen Skulpturen kulminierte im italienischen Castellaro, direkt bei den großen Kalksteinbrüchen. Hier schuf Kriester schließlich riesige Köpfe, Tore und Stelen aus hellem Kalkstein, die er in die ligurische Landschaft stellte. - Leichte Witterungsspuren. Vereinzelte kleine Kratzspuren.
Hammer: 34.000 €