99
Götz, Karl Otto
(Aachen 1914 - 2017 Niederbreitbach-Wolfenacker)
Götz, Karl Otto
(Aachen 1914 - 2017 Niederbreitbach-Wolfenacker)
7.8.53. Mischtechnik auf Leinwand. 1953. 60 x 70,5 cm. Gerahmt.
Signiert. Verso signiert u. datiert (7.8.53). Der Keilrahmen verso bezeichnet "zurückerworben Dez. 1989".
Ströher 1953-32 - Provenienz: Galerie Schürenberg, Aachen; 1989 Sammlung Rissa-Götz, Niederbreitbach-Wolfenacker; Privatsammlung Nordrhein-Westfalen; Privatsammlung Baden-Württemberg. - "Ich erstrebte [.] eine Positiv-Negativ-Verflechtung innerhalb der Malfaktur. [...] Für meine Malerei bedeutete dies: Nach vorausgegangener Meditation eines einfachen Bildschemas - höchste Steigerung des subjektiven Ausdrucks durch die Schnelligkeit des Malvorgangs, um dadurch die Grenzen der eigenen subjektiven Vorstellung zu sprengen", erinnert sich Karl Otto Götz später an seine Bestrebungen der frühen fünfziger Jahre (Erinnerungen und Werk, Bd. Ia, Düsseldorf 1983, S. 516). - Das Jahr 1952 kann wohl zurecht als wichtigster Wendepunkt im Oeuvre des Malers betrachtet werden. Die vorangegangene Zeit war geprägt gewesen von der Suche nach einer neuen, schnelleren Formensprache, wobei er stets an die Grenzen des mit Ölfarbe oder Gouache technisch Möglichen stieß. Berühmt geworden ist schließlich die Anekdote, wie Götz im Sommer 1952 beim Anmischen von Kleisterfarben für seinen Sohn den lang ersehnten Durchbruch hatte. Im darauffolgenden Winter entwickelte und perfektionierte er seine daraus hervorgegangene "Rakeltechnik", für die er als einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Informel weltbekannt werden sollte: Auf einen mit Kleister grundierten Bildträger wurde die Farbe in großzügigen Schwüngen aufgetragen, um anschließend in schnellen Bewegungen mit dem Rakel wieder aufgerissen zu werden. Das fertige Bild wurde abschließend mit einer Wachsschicht fixiert. Der eigentliche Malprozess dauerte dabei mitunter nur wenige Sekunden. Götz variierte diese Technik später immer wieder, blieb ihr jedoch stets verbunden. - Sein Gemälde vom "7.8.53" zeugt von jenem künstlerischen Umschwung und ist ein frühes herausragendes Beispiel der neu entwickelten Rakeltechnik. Ineinander verwobene dynamische Schwünge aus Schwarz und Rot bilden mit einigen Akzenten in Gelb ein kraftvolles Bildgefüge auf weißem Grund. Feste Formen treten hier zugunsten eines amorphen Bildganzen mit expressiver Farbigkeit zurück. Positive und negative, helle und dunkle Partien, Rot, Schwarz und Weiß überlagern sich gegenseitig, treten mal vor und zurück, so dass sich für die Betrachtenden mitunter eine Illusion von Plastizität ergibt, "freilich ohne einen logischen Bildraum zu konstituieren, denn die Suggestion von Räumlichkeit entstammt unserer habituell dreidimensionalen Wahrnehmungsweise, nicht dem Bild selbst." (Sabine Schütz, Jenseits des klassischen Formenprinzips. Die Malerei des Karl Otto Götz, 2009) - So werden die Bewegung, der gestische Ausdruck und das Streben nach der Überwindung des festen formalen Gefüges hier zum eigentlichen Bildgegenstand. "Die momenthaft gebannte Geschwindigkeit des Malvorgangs mit seinen akzidentellen Spuren verhindert jeglichen Eindruck von Endgültigkeit [...]. Das Bild steht für sich selbst als autonome, energetische Schöpfung jenseits aller inhaltlichen und formalen Anlehnung an die gegenständliche Welt." (Ebd.) - Vereinzeltes minimales Craquelé. Die Leinwand mit einer minimalen Druckstelle.
(Aachen 1914 - 2017 Niederbreitbach-Wolfenacker)
7.8.53. Mischtechnik auf Leinwand. 1953. 60 x 70,5 cm. Gerahmt.
Signiert. Verso signiert u. datiert (7.8.53). Der Keilrahmen verso bezeichnet "zurückerworben Dez. 1989".
Ströher 1953-32 - Provenienz: Galerie Schürenberg, Aachen; 1989 Sammlung Rissa-Götz, Niederbreitbach-Wolfenacker; Privatsammlung Nordrhein-Westfalen; Privatsammlung Baden-Württemberg. - "Ich erstrebte [.] eine Positiv-Negativ-Verflechtung innerhalb der Malfaktur. [...] Für meine Malerei bedeutete dies: Nach vorausgegangener Meditation eines einfachen Bildschemas - höchste Steigerung des subjektiven Ausdrucks durch die Schnelligkeit des Malvorgangs, um dadurch die Grenzen der eigenen subjektiven Vorstellung zu sprengen", erinnert sich Karl Otto Götz später an seine Bestrebungen der frühen fünfziger Jahre (Erinnerungen und Werk, Bd. Ia, Düsseldorf 1983, S. 516). - Das Jahr 1952 kann wohl zurecht als wichtigster Wendepunkt im Oeuvre des Malers betrachtet werden. Die vorangegangene Zeit war geprägt gewesen von der Suche nach einer neuen, schnelleren Formensprache, wobei er stets an die Grenzen des mit Ölfarbe oder Gouache technisch Möglichen stieß. Berühmt geworden ist schließlich die Anekdote, wie Götz im Sommer 1952 beim Anmischen von Kleisterfarben für seinen Sohn den lang ersehnten Durchbruch hatte. Im darauffolgenden Winter entwickelte und perfektionierte er seine daraus hervorgegangene "Rakeltechnik", für die er als einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Informel weltbekannt werden sollte: Auf einen mit Kleister grundierten Bildträger wurde die Farbe in großzügigen Schwüngen aufgetragen, um anschließend in schnellen Bewegungen mit dem Rakel wieder aufgerissen zu werden. Das fertige Bild wurde abschließend mit einer Wachsschicht fixiert. Der eigentliche Malprozess dauerte dabei mitunter nur wenige Sekunden. Götz variierte diese Technik später immer wieder, blieb ihr jedoch stets verbunden. - Sein Gemälde vom "7.8.53" zeugt von jenem künstlerischen Umschwung und ist ein frühes herausragendes Beispiel der neu entwickelten Rakeltechnik. Ineinander verwobene dynamische Schwünge aus Schwarz und Rot bilden mit einigen Akzenten in Gelb ein kraftvolles Bildgefüge auf weißem Grund. Feste Formen treten hier zugunsten eines amorphen Bildganzen mit expressiver Farbigkeit zurück. Positive und negative, helle und dunkle Partien, Rot, Schwarz und Weiß überlagern sich gegenseitig, treten mal vor und zurück, so dass sich für die Betrachtenden mitunter eine Illusion von Plastizität ergibt, "freilich ohne einen logischen Bildraum zu konstituieren, denn die Suggestion von Räumlichkeit entstammt unserer habituell dreidimensionalen Wahrnehmungsweise, nicht dem Bild selbst." (Sabine Schütz, Jenseits des klassischen Formenprinzips. Die Malerei des Karl Otto Götz, 2009) - So werden die Bewegung, der gestische Ausdruck und das Streben nach der Überwindung des festen formalen Gefüges hier zum eigentlichen Bildgegenstand. "Die momenthaft gebannte Geschwindigkeit des Malvorgangs mit seinen akzidentellen Spuren verhindert jeglichen Eindruck von Endgültigkeit [...]. Das Bild steht für sich selbst als autonome, energetische Schöpfung jenseits aller inhaltlichen und formalen Anlehnung an die gegenständliche Welt." (Ebd.) - Vereinzeltes minimales Craquelé. Die Leinwand mit einer minimalen Druckstelle.
Zuschlag: 46.000 €