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Dischinger, Rudolf

(1904 Freiburg im Breisgau 1988)

Dischinger, Rudolf
(1904 Freiburg im Breisgau 1988)
Bildnis Karola Dischinger. Tempera auf Leinwand. 1935. 76,4 x 60,5 cm. Gerahmt.
Signiert u. datiert.

Ausgestellt und abgebildet in: Rudolf Dischinger. 1904-1988. Freiburg im Breisgau, Museum für Neue Kunst, 1990, Katalog-Nr. 6, S. 73. - Mit verschränkten Armen und gedankenverlorenem, zur Seite gewandtem Blick lehnt Karola Dischinger an der Balkontür des heimischen Ateliers in Freiburg. Das feinsinnige Bildnis der Weberin, Batikerin und ehemaligen Mitstudentin Rudolf Dischingers entstand 1935 nur etwa ein Jahr nach der Hochzeit der beiden. Ausgebildet von Georg Scholz und Karl Hubbuch an der Badischen Landeskunstschule, gehörte Rudolf Dischinger zur zweiten Generation der Karlsruher Neuen Sachlichkeit. Bei dem Bildnis Karolas handelt es sich um eines der seltenen Porträts im malerischen Ouvre des Künstlers. Ganz typisch für Arbeiten Dischingers ist, dass hier kompositorisch nichts dem Zufall überlassen wurde: Die zentrale Positionierung der Dargestellten, die einrahmende Begrenzung des Türrahmens und der grünen, leicht angelehnten kassettierten Tür - alle Bildgegenstände sind perfekt ausgewogen und miteinander in Beziehung gesetzt. Was das Bild so besonders macht, ist jedoch vor allem das feine Farbenspiel. Mit nur wenigen pastellenen Farbtönen in Braun, Beige und Grün gelingt Dischinger der Eindruck von Ruhe und Ausgewogenheit. Gleichzeitig sorgt das Rot des Kleides, das seine Entsprechung in den Blüten der linksstehenden Geranie findet, für Lebendigkeit und bildet einen komplementären Kontrast zum Grün der Tür. Während die klare Formensprache und zeichnerische Präzision ganz in der Tradition neusachlicher Arbeiten eines Scholz oder Hubbuch stehen, gelingt es Dischinger in diesem einzigartigen Gemälde zugleich durch die weiche Farbigkeit die Intimität des häuslichen Augenblicks zu unterstreichen. Nicht verwunderlich also, dass sich dieses sehr private Porträt bis zu seinem Tode 1988 im Besitz des Malers befand. - Stellenweise kleinere Retuschen.
Zuschlag: 46.000 €