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Voll, Christoph

(München 1897 - 1939 Karlsruhe)

Voll, Christoph
(München 1897 - 1939 Karlsruhe)
Mönch und Nonne. Aquarell auf festem Büttenkarton. 1921. 51 x 36,5 cm, im Passepartout freigestellt. Unter Glas gerahmt.
Signiert.

Provenienz: Otto Dix, Dresden; Horst Kempe, München, seitdem in Familienbesitz. - Seltenes, großformatiges Aquarell aus der Akademiezeit des Künstlers in Dresden, der dort ab 1919 zum Bildhauer ausgebildet wurde. - Zusammen mit Eugen Hoffmann trat Voll bald der "Dresdner Sezession Gruppe 1919" um die Maler Conrad Felixmüller und Otto Dix bei. Dix, aus dessen Sammlung das vorliegende Aquarell stammt, erkannte die Doppelbegabung seines Kollegen, der neben seinen Skulpturen sein malerisches Können in zahlreichen Grafiken und Zeichnungen unter Beweis stellte. Voll galt in seiner Zeit als der Begabteste und künstlerisch Selbstständigste unter den jungen Künstlern, die jenseits aller expressionistischen Ekstase ein neues gesteigertes Verhältnis zur Wirklichkeit suchten. Wie sehr sich Dix und Voll schätzten beweisen die zahlreichen Porträts, die sie gegenseitig von sich anfertigten sowie der Tausch verschiedener Kunstwerke: So soll sich das Gemälde "Das Mondweib" von Otto Dix (Löffler 1919-5, heute Neue Nationalgalerie, Berlin) ursprünglich einmal in der Sammlung von Christoph Voll befunden haben. - Voll, der nach dem Tod seines Vaters und der erneuten Heirat seiner Mutter in ein katholisches Waisenhaus abgeschoben worden war, verarbeitete seine traumatischen Erinnerungen an die von Nonnen streng geführte Anstalt im Bayrischen Wald in zahlreichen Kunstwerken. Ohne pathetische oder politisierende Einflüsse hielt Voll die Lebensumstände fest, malte unperfekte und geschundene Körper, Ausgeschlossene oder Ausgestoßene. Ähnlich wie Käthe Kollwitz vermochte er seinem Schmerz einen ganz individuellen und gleichzeitig universalen Ausdruck zu verleihen. - In gedeckten, aber intensiven, erdhaften Farben zeigt vorliegendes Werk zwei Figuren. Mit übergroßen Köpfen auf kleinen, schematisch gehaltenen Körpern gleichen sie Kindern, in deren aufgerissenen Augen Entsetzen geschrieben steht. Die Intensität und Dichte des Aquarells belegen die schöpferische Kraft des jungen Künstlers und erklären dessen raschen Werdegang in den folgenden Jahren. - Bereits 1922 erhielt Voll eine Einzelausstellung im renommierten Kunstsalon Emil Richter in Dresden und im nächsten Jahr in der frisch gegründeten Neue Kunst Fides. Ebenfalls 1923 wurde er als Lehrkraft für Bildhauerei an die neu gegründete Staatliche Schule für Kunst und Handwerk nach Saarbrücken berufen, wo er 1925 zum Professor ernannt wurde, um dann 1928 eine ordentliche Professur in Karlsruhe anzutreten. 1935 von den Nationalsozialisten aus dem Amt gedrängt fiel ein Großteil seines Frühwerks den Beschlagnahmungen und Zerstörungen jener Jahre zum Opfer. Allein für die Aktion "Entartete Kunst" wurden nachweislich 43 Werke des Künstlers aus Museen beschlagnahmt und der überwiegende Teil vernichtet. - Die Ecken sowie die seitlichen Ränder mit Löchlein von Reißzwecken und leichten Läsuren. Minimal lichtrandig.
Zuschlag: 13.000 €