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Vogel, Peter
(1937 Freiburg im Breisgau 2017)
Vogel, Peter
(1937 Freiburg im Breisgau 2017)
Minimal Music, Piece for 6 Players. Elektronisches Klangobjekt aus Metalldraht, Lautsprechern, Fotozellen, Hallspiralen u. weiteren elektronischen Komponenten. 1983. 168 x 47 x 43 cm.
Signiert u. datiert.
Ausgestellt und abgebildet in: Peter Vogel. Interaktive Objekte - Eine Retrospektive. Mainz, Landesmuseum u.a., 1997, Katalog-Nr. 18, S. 55. - "Eine Klangmaschine ist materiell gewordenen Phantasie, sie ist zugleich funktionell mit dem Intellekt ergründbar als auch ästhetisch, also sinnlich wahrnehmbar." (Peter Vogel, 1984, s.u., S. 8) - Wie viele Künstler seiner Zeit forschte Vogel in den sechziger Jahren nach einem künstlerischen Verfahren, das die Malerei aus ihrer Zweidimensionalität lösen sollte, um damit den Betrachter stärker miteinzubeziehen. Der Kunst-Interessent sollte aus seiner passiven Rolle gedrängt, die Gesellschaft bewegt, verändert und insgesamt aktiviert werden. Zum Beispiel zwangen Adolf Luther oder Heinz Mack die Betrachter vor ihren Objekten zu Bewegungen, um die Lichtreflexe und Spiegelungen vollständig zu erfahren und Gerhard Hoehme oder Gotthard Graubner trieben mit Schnüren oder Farbkissen die Malerei ins Dreidimensionale. Vogel wiederum entwickelte diese Eigenschaften auf dem Gebiet der Kybernetik und Elektronischen Kunst weiter zu seinem bahnbrechenden Oeuvre der Electronic Art. - Zuerst entstanden zwischen 1969 und 1971 Leinwände mit bewegten Elementen, die scheinbar und plötzlich auf die Präsenz des Betrachters reagierten, weil deren elektronische Komponenten verborgen waren. Diese scheinbar magischen Bewegungen genügten Vogel jedoch bald nicht, denn er strebte Klarheit, Logik und Transparenz an. Alle Objekte wurden durch Impulse der Außenwelt, wie durch Schattenwurf oder Schall aktiviert, mit denen er Kettenreaktionen an definierten Verhaltensmustern auslösen konnte. Manche Maschinen waren lernfähig und manche hatten eine Art von Gedächtnis, das, laut Vogel, jedoch nie über die Stufe eines Einzellers hinauskam. - "Peter Vogel suchte nach neuen Darstellungsmöglichkeiten, wobei das Material bis heute konstant geblieben ist. Kommunikationsmedien sind Licht, Schatten und Schall; Elektronik ist nicht mehr und nicht weniger als für den Maler Farbe und Leinwand. Die technischen Gestaltungselemente sind fast ausschließlich industriell vorgefertigte Teile: Widerstände, Transistoren, Kondensatoren, Photozellen, Relais, Motoren, Magnete, Lampen, Lautsprecher. Diese Kunstwerke sind Zeichen industrieller Rationalität und gleichzeitig eine archaische Metapher des Industriellen. Zu den wesentlichsten Merkmalen gehört die Reaktionsform eine jeden Objekts. Dieser "Charakter" braucht seine Zeit, um sich zu offenbaren - die Ästhetik der Werke liegt mehr in den Zeitstrukturen als in der optischen Erscheinung." (s.u., S. 10) - In vorliegendem Klangturm der Minimal Musik werden fünf Lautsprecher durch sechs Fotozellen aktiviert, die auf verschiedenen Seiten des Polygons platziert sind. Somit können nur mehrere Betrachter das volle Klangspektrum des Kunstwerks hervorlocken, müssen sich Partner und Gruppen zu einem Ereignis spielend zusammenfinden. Zufall und Notwendigkeit treffen hier aufeinander, so dass durch unterschiedliche Bewegungen verschiedene Überlagerungen der repetitiven Klangmustern zu jeweils neuen Klang-Strukturen entstehen. In einer Art deterministischen Zufallsprinzip wird Klangraum erobert und die starre Technik zu einem gemeinsamen, sinnlichen Erlebnis. Mit Tanzkompanien führte Vogel ganze Choreographien vor größeren Objekten und Klangwänden auf um die enorme Vielfalt seines Werks erfahrbar zu machen. Gleichzeitig wahrte der Künstler seine Distanz und ließ die komplizierte Interaktion zwischen Betrachter und Elektronik nicht auf eine allzu harmonische Sichtweise oder Interpretation reduzieren. "Meine Skulpturen sind ironische Allegorien auf Beziehungsstrukturen, seien sie nun zwischen Menschen oder zwischen Mensch und Machine, Technik und Gesellschaft." (Peter Vogel, 1987, s.u., S. 8) Insofern erscheinen Vogels Forschungen und Wahrnehmungen zum gesellschaftlichen Umgang mit Maschinen im heutigen Zeitalter der mobilen, allgegenwärtigen Technik nur allzu hellseherisch. (Zitate aus: Nicoletta Torcelli, Von den Anfängen bis heute. In: Peter Vogel - interaktive Objekte. Skulpturenmuseum Glaskasten Marl u.a. 1997, S. 8f.) - Voll funktionstüchtig.
(1937 Freiburg im Breisgau 2017)
Minimal Music, Piece for 6 Players. Elektronisches Klangobjekt aus Metalldraht, Lautsprechern, Fotozellen, Hallspiralen u. weiteren elektronischen Komponenten. 1983. 168 x 47 x 43 cm.
Signiert u. datiert.
Ausgestellt und abgebildet in: Peter Vogel. Interaktive Objekte - Eine Retrospektive. Mainz, Landesmuseum u.a., 1997, Katalog-Nr. 18, S. 55. - "Eine Klangmaschine ist materiell gewordenen Phantasie, sie ist zugleich funktionell mit dem Intellekt ergründbar als auch ästhetisch, also sinnlich wahrnehmbar." (Peter Vogel, 1984, s.u., S. 8) - Wie viele Künstler seiner Zeit forschte Vogel in den sechziger Jahren nach einem künstlerischen Verfahren, das die Malerei aus ihrer Zweidimensionalität lösen sollte, um damit den Betrachter stärker miteinzubeziehen. Der Kunst-Interessent sollte aus seiner passiven Rolle gedrängt, die Gesellschaft bewegt, verändert und insgesamt aktiviert werden. Zum Beispiel zwangen Adolf Luther oder Heinz Mack die Betrachter vor ihren Objekten zu Bewegungen, um die Lichtreflexe und Spiegelungen vollständig zu erfahren und Gerhard Hoehme oder Gotthard Graubner trieben mit Schnüren oder Farbkissen die Malerei ins Dreidimensionale. Vogel wiederum entwickelte diese Eigenschaften auf dem Gebiet der Kybernetik und Elektronischen Kunst weiter zu seinem bahnbrechenden Oeuvre der Electronic Art. - Zuerst entstanden zwischen 1969 und 1971 Leinwände mit bewegten Elementen, die scheinbar und plötzlich auf die Präsenz des Betrachters reagierten, weil deren elektronische Komponenten verborgen waren. Diese scheinbar magischen Bewegungen genügten Vogel jedoch bald nicht, denn er strebte Klarheit, Logik und Transparenz an. Alle Objekte wurden durch Impulse der Außenwelt, wie durch Schattenwurf oder Schall aktiviert, mit denen er Kettenreaktionen an definierten Verhaltensmustern auslösen konnte. Manche Maschinen waren lernfähig und manche hatten eine Art von Gedächtnis, das, laut Vogel, jedoch nie über die Stufe eines Einzellers hinauskam. - "Peter Vogel suchte nach neuen Darstellungsmöglichkeiten, wobei das Material bis heute konstant geblieben ist. Kommunikationsmedien sind Licht, Schatten und Schall; Elektronik ist nicht mehr und nicht weniger als für den Maler Farbe und Leinwand. Die technischen Gestaltungselemente sind fast ausschließlich industriell vorgefertigte Teile: Widerstände, Transistoren, Kondensatoren, Photozellen, Relais, Motoren, Magnete, Lampen, Lautsprecher. Diese Kunstwerke sind Zeichen industrieller Rationalität und gleichzeitig eine archaische Metapher des Industriellen. Zu den wesentlichsten Merkmalen gehört die Reaktionsform eine jeden Objekts. Dieser "Charakter" braucht seine Zeit, um sich zu offenbaren - die Ästhetik der Werke liegt mehr in den Zeitstrukturen als in der optischen Erscheinung." (s.u., S. 10) - In vorliegendem Klangturm der Minimal Musik werden fünf Lautsprecher durch sechs Fotozellen aktiviert, die auf verschiedenen Seiten des Polygons platziert sind. Somit können nur mehrere Betrachter das volle Klangspektrum des Kunstwerks hervorlocken, müssen sich Partner und Gruppen zu einem Ereignis spielend zusammenfinden. Zufall und Notwendigkeit treffen hier aufeinander, so dass durch unterschiedliche Bewegungen verschiedene Überlagerungen der repetitiven Klangmustern zu jeweils neuen Klang-Strukturen entstehen. In einer Art deterministischen Zufallsprinzip wird Klangraum erobert und die starre Technik zu einem gemeinsamen, sinnlichen Erlebnis. Mit Tanzkompanien führte Vogel ganze Choreographien vor größeren Objekten und Klangwänden auf um die enorme Vielfalt seines Werks erfahrbar zu machen. Gleichzeitig wahrte der Künstler seine Distanz und ließ die komplizierte Interaktion zwischen Betrachter und Elektronik nicht auf eine allzu harmonische Sichtweise oder Interpretation reduzieren. "Meine Skulpturen sind ironische Allegorien auf Beziehungsstrukturen, seien sie nun zwischen Menschen oder zwischen Mensch und Machine, Technik und Gesellschaft." (Peter Vogel, 1987, s.u., S. 8) Insofern erscheinen Vogels Forschungen und Wahrnehmungen zum gesellschaftlichen Umgang mit Maschinen im heutigen Zeitalter der mobilen, allgegenwärtigen Technik nur allzu hellseherisch. (Zitate aus: Nicoletta Torcelli, Von den Anfängen bis heute. In: Peter Vogel - interaktive Objekte. Skulpturenmuseum Glaskasten Marl u.a. 1997, S. 8f.) - Voll funktionstüchtig.
Zuschlag: 7.500 €