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Umbo (Otto Maximilian Umbehr)

(Düsseldorf 1902 - 1980 Hannover)

Umbo (Otto Maximilian Umbehr)
(Düsseldorf 1902 - 1980 Hannover)
o.T. (Bauhausmaske). Materialmontage (Löffel, Gabel, Reibe, Kamm, Stoffband). 1929/1950er Jahre. 16,5 x 17 x 5,8 cm. Unter Glas gerahmt.
Der Unterlagekarton verso mit Nachlaßstempel, dort von der Tochter des Künstlers, Phyllis Umbehr, autorisiert.

Zweite Ausführung einer Maske, die Umbo wohl ursprünglich 1929 für das Faschingsfest, dem "Metallischen Fest", am Dessauer Bauhaus angefertigt hat. Die erste Ausführung ist heute verschollen. Diese abgebildet in: Uhu, Heft 12 (September 1933), S. 66. - Umbo, der 1921 bis 1923 Schüler am Bauhaus in Weimar war, wurde durch die Grundlehre Johannes Ittens ästhetisch stark beeinflusst. "'Spiel wird Fest, Fest wird Arbeit, Arbeit wird Spiel' lautete eine der pädagogischen Maximen Ittens. Auch Schlemmer erkannte in der freien Betätigung des Spieltriebs einen der wichtigsten Gründe für die Vitalität des frühen Bauhauslebens." (Herbert Molderings, Umbo, Düsseldorf 1995, S. 24) Der Spieltrieb als schöpferische Kraft für die jungen Künstler, Materialien des Alltags als Grundstoff ihrer Kompositionen und das Fest als Ort der Inszenierung boten einen vollkommenen Raum für das Zusammenwirken von Kunst und Leben. Auch deswegen stellt das historische Bauhaus die einflussreichste Bildungsstätte im Bereich Kunst, Handwerk und Architektur im 20. Jahrhundert dar. - Die Kostümfeste waren fester Bestandteil des schulischen Lebens am Bauhaus und schließlich derart populär, dass Gäste wie Umbo später aus Berlin und Leipzig dafür extra anreisten. Als Höhepunkt der Bauhaus-Feste gilt das "Metallische Fest" am 9. Februar 1929. Dabei gelangten die Gäste über eine mit Weißblech beschlagene Rutsche in die Festräume, die mit teils verspiegelten, teils silbern gestrichenen Wänden, glänzenden Dekorationen und Glockenspiel-Treppen ausstaffiert waren. Wer sich nicht kostümiert hatte, wurde gebeten, sich vor Ort in Blech zu kleiden: Schraubenschlüssel und Dosenöffner lagen bereit. Vom Löffel-dekorierten Husaren mit "Topfhelm", metallischen Bärten und Trichterhüten bis hin zur futuristischen Helmvision von Marianne Brandt war alles vertreten. Die Teilnehmer fertigten sich ihre Kostüme selbst an und so konnte sich jeder Studierende künstlerisch ausprobieren, selbst verwirklichen oder fantasievoll improvisieren. - "Umbos Prunkstück dadaistischer Materialmontage" war für dieses Fest eine Maske allein aus Küchenutensilien. Aus einem Reibeisen, zwei Löffeln mit Sichtlöchern, zwei Gabeln, einem Kamm und selbstgedrehten Kupferspiralen als Haare fertigte er eine Maske an, die sowohl einem schnauzbärtigen Ritter als auch einer metallischen Katze ähnelte. Durch die schlichte künstlerische Anwendung von alltäglichen Gegenständen wurde aus Besteck und Küchengeräten eine ästhetische Erkenntnis.
Zuschlag: 9.500 €