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Tinguely, Jean
(Fribourg 1925 - 1991 Neyruz bei Fribourg)
Tinguely, Jean
(Fribourg 1925 - 1991 Neyruz bei Fribourg)
Für Niels. Geschweißte Skulptur aus Stahl, Eisen, Draht u. Elektromotor. 1980. 52 x 38 x 40 cm.
Signiert, datiert u. betitelt.
Bischofberger 1185 - Nach einer Ausbildung zum Dekorateur und dem Besuch der Kunstgewerbeschule Basel, an der Tinguely erstmals mit zeitgenössischer Kunst in Berührung kam und sich insbesondere für die Positionen des DADA begeisterte, begann er freischaffend als Künstler zu arbeiten. Er schuf zunächst filigrane Drahtobjekte, die an Alexander Calders berühmte Mobiles erinnern, bevor er 1950 mit seiner Frau Eva Aeppli nach Paris zog und innerhalb weniger Jahre seine eigene künstlerische Position entwickelte, die Tinguely heute zu einem der Hauptvertreter der kinetischen Kunst macht. - Zentrales Element in der Arbeit Tinguelys ist die Bewegung. Entsprechend formulierte er in seinem Manifest "Für Statik" 1959: "Es bewegt sich alles, Stillstand gibt es nicht. Lasst Euch nicht von überlebten Zeitbegriffen beherrschen. Fort mit den Stunden, Sekunden und Minuten. Hört auf, der Veränderlichkeit zu widerstehen. SEID IN DER ZEIT - SEID STATISCH, SEID STATISCH - MIT DER BEWEGUNG." - Die maschinenartigen Skulpturen Tinguelys schweben, krächzen, malen oder zerstörten sich selbst. Dabei sind sie bewusst unvollkommen, wie der schwedische Kunsthistoriker Pontus Hultén über das Werk des Künstlers resümierte: "Die Maschinen von Tinguely sind Anti-Maschinen. Man will in den Maschinen Regelmäßigkeit und Präzision finden. Doch Tinguely erforscht die mechanische Unordnung. Die Getriebe seiner Bilder haben keine andere Präzision als die des Zufalls. Diese Kunst ruht auf der Idee des Rades, der Wiederholung und der immerwährenden Veränderung." (Museum Tinguely, www.tinguely.ch) Auf diese Beständigkeit der Veränderung zielt auch das Manifest "Für Statik", das Bewegung als oberstes Prinzip der Kunst und des Lebens postuliert. Entsprechend lässt sich in dem Werk "Für Niels" keine Regelmäßigkeit erkennen. - Zwei gebogene Metallstäbe auf einer dicken, bruchstückartigen Eisenplatte bilden das Grundgerüst unserer Plastik. An ihnen ist ein Elektromotor mit einer schweren Metallspirale befestigt, die sich konstant um die eigene Achse dreht, während der Motor kraftvoll rauscht. Gegenüber von der Spirale ist eine Konstruktion aus kleineren geschweißten Metallstäben und einer Gewindestange am Motor befestigt, auf die ein weiterer gebogener Draht gefädelt ist. Er ist nicht fixiert und wiederholt schlackernd und in sich verändernden Bahnen die Rotation der Spirale. Dabei schlägt er in unregelmäßigen Abständen gegen die Metallstäbe und erzeugt leichte Klänge. - Die Maschine als prägendes Element des 20. Jahrhunderts wird nicht - wie etwa in den Darstellungen der Neuen Sachlichkeit - in ihrer Perfektion heroisiert, sondern ist dem Zufall unterworfen und unbeherrschbar. Tinguely entwirft damit ein Gegenbild, indem er die Poesie des Alltags und der Veränderung darzustellen sucht. Wie seine Künstlerkollegen der "Nouveaux Réalistes" integrierte er dazu gefundene Materialien in seine Kunst, um sich in Abgrenzung zu der abstrakten Kunst der Alltagsrealität wieder zu nähern und Kunst und Leben zu verschmelzen. - Voll funktionsfähig. Minimale Lagerspuren sowie die Standfläche mit leichten Ölspuren.
(Fribourg 1925 - 1991 Neyruz bei Fribourg)
Für Niels. Geschweißte Skulptur aus Stahl, Eisen, Draht u. Elektromotor. 1980. 52 x 38 x 40 cm.
Signiert, datiert u. betitelt.
Bischofberger 1185 - Nach einer Ausbildung zum Dekorateur und dem Besuch der Kunstgewerbeschule Basel, an der Tinguely erstmals mit zeitgenössischer Kunst in Berührung kam und sich insbesondere für die Positionen des DADA begeisterte, begann er freischaffend als Künstler zu arbeiten. Er schuf zunächst filigrane Drahtobjekte, die an Alexander Calders berühmte Mobiles erinnern, bevor er 1950 mit seiner Frau Eva Aeppli nach Paris zog und innerhalb weniger Jahre seine eigene künstlerische Position entwickelte, die Tinguely heute zu einem der Hauptvertreter der kinetischen Kunst macht. - Zentrales Element in der Arbeit Tinguelys ist die Bewegung. Entsprechend formulierte er in seinem Manifest "Für Statik" 1959: "Es bewegt sich alles, Stillstand gibt es nicht. Lasst Euch nicht von überlebten Zeitbegriffen beherrschen. Fort mit den Stunden, Sekunden und Minuten. Hört auf, der Veränderlichkeit zu widerstehen. SEID IN DER ZEIT - SEID STATISCH, SEID STATISCH - MIT DER BEWEGUNG." - Die maschinenartigen Skulpturen Tinguelys schweben, krächzen, malen oder zerstörten sich selbst. Dabei sind sie bewusst unvollkommen, wie der schwedische Kunsthistoriker Pontus Hultén über das Werk des Künstlers resümierte: "Die Maschinen von Tinguely sind Anti-Maschinen. Man will in den Maschinen Regelmäßigkeit und Präzision finden. Doch Tinguely erforscht die mechanische Unordnung. Die Getriebe seiner Bilder haben keine andere Präzision als die des Zufalls. Diese Kunst ruht auf der Idee des Rades, der Wiederholung und der immerwährenden Veränderung." (Museum Tinguely, www.tinguely.ch) Auf diese Beständigkeit der Veränderung zielt auch das Manifest "Für Statik", das Bewegung als oberstes Prinzip der Kunst und des Lebens postuliert. Entsprechend lässt sich in dem Werk "Für Niels" keine Regelmäßigkeit erkennen. - Zwei gebogene Metallstäbe auf einer dicken, bruchstückartigen Eisenplatte bilden das Grundgerüst unserer Plastik. An ihnen ist ein Elektromotor mit einer schweren Metallspirale befestigt, die sich konstant um die eigene Achse dreht, während der Motor kraftvoll rauscht. Gegenüber von der Spirale ist eine Konstruktion aus kleineren geschweißten Metallstäben und einer Gewindestange am Motor befestigt, auf die ein weiterer gebogener Draht gefädelt ist. Er ist nicht fixiert und wiederholt schlackernd und in sich verändernden Bahnen die Rotation der Spirale. Dabei schlägt er in unregelmäßigen Abständen gegen die Metallstäbe und erzeugt leichte Klänge. - Die Maschine als prägendes Element des 20. Jahrhunderts wird nicht - wie etwa in den Darstellungen der Neuen Sachlichkeit - in ihrer Perfektion heroisiert, sondern ist dem Zufall unterworfen und unbeherrschbar. Tinguely entwirft damit ein Gegenbild, indem er die Poesie des Alltags und der Veränderung darzustellen sucht. Wie seine Künstlerkollegen der "Nouveaux Réalistes" integrierte er dazu gefundene Materialien in seine Kunst, um sich in Abgrenzung zu der abstrakten Kunst der Alltagsrealität wieder zu nähern und Kunst und Leben zu verschmelzen. - Voll funktionsfähig. Minimale Lagerspuren sowie die Standfläche mit leichten Ölspuren.
Zuschlag: 25.000 €