363

Trier, Hann

(Kaiserswerth 1915 - 1999 Castiglione della Pescaia)

Trier, Hann
(Kaiserswerth 1915 - 1999 Castiglione della Pescaia)
Zapateado I. Öl auf Leinwand. 1957. 116 x 81 cm. Gerahmt.
Monogrammiert u. datiert. Verso signiert, datiert, betitelt u. mit der Werknummer "190" versehen. Der Keilrahmen verso mit Ausstellungsetiketten der Kestner-Gesellschaft, Hannover, der Galerie Der Spiegel, Köln sowie des Kölner Kunstvereins.

Gerlach-Laxner 190 - Ausgestellt und abgebildet in: Hann Trier. Köln, Kunstverein, 1958, Katalog-Nr. 50; Hann Trier. Hannover, Kestner-Gesellschaft u.a., 1959, Katalog-Nr. 47, S. 19; Hann Trier. Darmstadt, Kunstverein, 1961, Katalog-Nr. 29 sowie ausgestellt in: 10 Jahre Gruppe Junger Westen. Recklinghausen, Städtische Kunsthalle, 1958, Katalog-Nr. 62; Hann Trier. Köln, Galerie Der Spiegel, 1964; Hann Trier. Köln, Kunstverein, 1979, Katalog-Nr. 42. - "Malen heißt im zusammenhängenden Ablauf auf überschaubarer Fläche tanzen: Im Fließen, im Staccato, im Anhalten, in der Wiederkehr der Pinselschläge tanzt der Rhythmus. Ich springe in ihn hinein, indem ich mit den Pinseln so tanze, daß Tanz sichtbar wird. Die simultane Sichtbarkeit enthält die reversible, im Malprozeß durchlebte Zeit." (Hann Trier, zitiert nach: Hann Trier. Ich tanze mit dem Pinsel. Köln, Käthe Kollwitz Museum, 2015, S. 56) - Hann Trier, der sich als Werbegrafiker für eine Firma in Medellin hat verpflichten lassen, trifft im Dezember 1952 in Kolumbien ein. Von der dortigen Kultur, insbesondere von den Tänzen und Rhythmen Lateinamerikas tief beeinflusst, führt diese Inspiration bereits im selben Jahr zur Entstehung seiner ersten "Tanzbilder", die eine unmittelbare Lebendigkeit prägt. Dies gilt auch für unser Gemälde "Zapateado I" aus dem Jahr 1957. Der Titel verweist auf das charakteristische rhythmische Stampfen der Hacken in vielen spanischen und lateinamerikanischen Tänzen. In schwarzen, spitzwinkligen Linien, die sich jeder Ordnung oder Symmetrie zu entziehen scheinen, ist die Bewegung eingefangen. Sie vermitteln den Rhythmus, während die in dunklem Grün gehaltenen Farbfelder, durchsetzt von tiefroten, rosavioletten und türkisen Akzenten, die Musik im Hintergrund repräsentieren. - Trier gelang es, die Sinnlichkeit, das Temperamentvolle und die untergründige Melancholie des lateinamerikanischen Tanzes auf die Leinwand zu bannen. Will Grohmann beschreibt 1959 treffend, dass das Werk "in gewissem Grade im Zustand des Werdens" verweilt, das heißt, "die Bewegung, die Vibration, der Rhythmus bleiben auch im Bilde Triers bewegt, vibrierend, rhythmisch" (Texte zur Kunst der Moderne, München 2012, S. 241). Der Pinsel des Malers scheint förmlich über die Leinwand zu steppen, wodurch der choreographische Verlauf des Tanzes, der Wechsel in Rhythmus und Geschwindigkeit visuell nachvollziehbar erscheint. Dabei geht das dynamische Erleben des Tanzes über das Optische hinaus. Mit einer Tendenz zum Akustischen gelingt es Triers Malerei, das Stampfen der Hacken und die rhythmischen Klänge der Musik auf den Betrachter zu übertragen.
Zuschlag: 15.000 €