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Steiauf, Heinrich Friedrich
(1909 Frankfurt am Main 1968)
Steiauf, Heinrich Friedrich
(1909 Frankfurt am Main 1968)
Der Maler (Selbstbildnis mit Modell). Öl auf Leinwand. 1932. 77,5 x 53,5 cm. Gerahmt.
Signiert u. datiert (12.5.32). Verso signiert, datiert, betitelt u. mit der Adresse des Künstlers versehen.
Provenienz: Nachlass des Künstlers; Privatsammlung Berlin. - "Als an jenem Donnerstag, an dem ich zu Ihnen kommen sollte, die Schule betrat, wurde mir gesagt, daß Sie beurlaubt seien, u. wir, die Beckmannschüler, unsere Entlassung beantragen sollten, da die Meisterklasse mit dem selben Tag aufgelöst sei. Wir sollten unsere Sachen abholen u. in den nächsten 12 Stunden die Klasse räumen. Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Was nun?" (Brief von Steiauf an den Direktor der Städelschule Professor Fritz Wichert, 1933, in Kopie beigegeben). - 1927, nach einer Ausbildung als Dekorations- und Reklamemaler, hatte Heinrich "Hein" Steiauf an der renommierten Frankfurter Städelschule unter Hugo Bäppler und Johann Vincenz Cissarz sein Studium begonnen, bevor er 1931 in die Meisterklasse von Max Beckmann aufgenommen wurde. In dieser Phase hatte Beckmanns Ruhm seinen Höhepunkt erreicht, was die künstlerische Ausbildung von Steiauf stark beeinflusste. Beckmanns Unterricht war bekannt für seine Betonung einer "transzendenten Sachlichkeit", bei der Objekte und Figuren scheinbar unabhängig voneinander auf der Leinwand existieren. - Trotz des Einflusses seines berühmten Lehrers entwickelte Steiauf seinen eigenen neusachlichen Stil, bis seine Karriere abrupt unterbrochen wurde. 1933, mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten, wurde die Meisterklasse Beckmanns aufgelöst und Steiauf von der Städelschule ausgeschlossen. Beckmann selbst entschied sich einige Jahre später zur Flucht nach Amsterdam. - Die öffentliche Diffamierung durch das NS-Regime zerstörte Steiaufs Existenzgrundlage und er geriet in finanzielle Schwierigkeiten. Seine Bewerbungen für die "Große Deutsche Kunstausstellung" in den Jahren 1939 und 1940 wurden abgelehnt, was seine prekäre Lage weiter verschärfte. Erst nach dem Krieg, 1957, trat Steiauf der Frankfurter Künstlergesellschaft bei und wurde später auch Mitglied des Berufsverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler in Frankfurt am Main. Heute gibt es nur noch wenige erhaltene Werke, von denen das vorliegende Selbstbildnis als Hauptwerk betrachtet werden kann.
(1909 Frankfurt am Main 1968)
Der Maler (Selbstbildnis mit Modell). Öl auf Leinwand. 1932. 77,5 x 53,5 cm. Gerahmt.
Signiert u. datiert (12.5.32). Verso signiert, datiert, betitelt u. mit der Adresse des Künstlers versehen.
Provenienz: Nachlass des Künstlers; Privatsammlung Berlin. - "Als an jenem Donnerstag, an dem ich zu Ihnen kommen sollte, die Schule betrat, wurde mir gesagt, daß Sie beurlaubt seien, u. wir, die Beckmannschüler, unsere Entlassung beantragen sollten, da die Meisterklasse mit dem selben Tag aufgelöst sei. Wir sollten unsere Sachen abholen u. in den nächsten 12 Stunden die Klasse räumen. Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Was nun?" (Brief von Steiauf an den Direktor der Städelschule Professor Fritz Wichert, 1933, in Kopie beigegeben). - 1927, nach einer Ausbildung als Dekorations- und Reklamemaler, hatte Heinrich "Hein" Steiauf an der renommierten Frankfurter Städelschule unter Hugo Bäppler und Johann Vincenz Cissarz sein Studium begonnen, bevor er 1931 in die Meisterklasse von Max Beckmann aufgenommen wurde. In dieser Phase hatte Beckmanns Ruhm seinen Höhepunkt erreicht, was die künstlerische Ausbildung von Steiauf stark beeinflusste. Beckmanns Unterricht war bekannt für seine Betonung einer "transzendenten Sachlichkeit", bei der Objekte und Figuren scheinbar unabhängig voneinander auf der Leinwand existieren. - Trotz des Einflusses seines berühmten Lehrers entwickelte Steiauf seinen eigenen neusachlichen Stil, bis seine Karriere abrupt unterbrochen wurde. 1933, mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten, wurde die Meisterklasse Beckmanns aufgelöst und Steiauf von der Städelschule ausgeschlossen. Beckmann selbst entschied sich einige Jahre später zur Flucht nach Amsterdam. - Die öffentliche Diffamierung durch das NS-Regime zerstörte Steiaufs Existenzgrundlage und er geriet in finanzielle Schwierigkeiten. Seine Bewerbungen für die "Große Deutsche Kunstausstellung" in den Jahren 1939 und 1940 wurden abgelehnt, was seine prekäre Lage weiter verschärfte. Erst nach dem Krieg, 1957, trat Steiauf der Frankfurter Künstlergesellschaft bei und wurde später auch Mitglied des Berufsverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler in Frankfurt am Main. Heute gibt es nur noch wenige erhaltene Werke, von denen das vorliegende Selbstbildnis als Hauptwerk betrachtet werden kann.
Zuschlag: 14.000 €