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Radziwill, Franz
(Strohausen 1895 - 1983 Wilhelmshaven)
Radziwill, Franz
(Strohausen 1895 - 1983 Wilhelmshaven)
Vogel am vereisten Fenster. Öl auf Schichtholz. 1928. 67 x 37 cm. Gerahmt.
Signiert. Verso bezeichnet "89/1" sowie mit dem Stempel der Galeria del Levante, Mailand u. zwei italienischen Ausstellungsetiketten versehen.
Schulze 291 - Radziwill-Liste 4, Nr. 89a - Provenienz: Privatsammlung Italien. - Ausgestellt in: Franz Radziwill. Rom, Galleria Il fante di Spade u.a., 1969, Katalog-Nr. II; Franz Radziwill. Mailand, Galleria Eunomia, 1971, Katalog-Nr. 10, Abb. S. 12 sowie in: Franz Radziwill. Parma, Nuova Galleria del Teatro, 1971, ohne Seitenangaben, mit Abbildung. - Im Dezember 1923, kurz nach seinem Umzug in das kleine Künstlerdorf Dangast an der Nordsee, schrieb Radziwill an seinen langjährigen Freund Wilhelm Niemeyer: "Du kannst dir vorstellen, wie das Wetter der letzten Zeit auf die Landschaft einen gewaltigen feierlichen Mantel gelegt hat. Die Schneetage waren kalt aber [l]ebendig. Wenn draußen alles ruht und man von seinen, eben über der Erde sitzenden Fenstern, hinter sich den warmen Ofen, in die weite von Laub freie Landschaft sieht, da ist man einer Schnecke gleich, die um sich ihr Gehäuse hat." (Gerhard Wietek, Franz Radziwill - Wilhelm Niemeyer. Dokumente einer Freundschaft, Brief vom 11.12.23, Oldenburg 1990, S. 90). - In unserem Gemälde "Vogel am vereisten Fenster" aus dem Jahre 1928 findet sich diese so friedliche romantische Winterstimmung wieder. Radziwill verbildlicht einen jener klirrend kalten Wintertage und zeigt den Blick aus einem Fenster seines alten Fischerhauses. Die Scheiben sind mit Eisblumen bedeckt und erschweren die Sicht nach draußen. An der obersten Fenstersprosse verharrt ein Dompfaff und richtet einen scheinbar sehnsüchtigen Blick ins Innere. In harmonischer Symmetrie zur vertikalen Fenstersprosse steht rechts ein diffus erkennbarer Baumstamm mit einem Kleiber. Mit dieser meisterlich gewählten Verschränkung erzeugt Franz Radziwill eine kompositorische Verbindung zwischen dem Draußen und Drinnen, zwischen der natürlichen Welt und der menschlichen Zivilisation, einzig und allein getrennt durch dünnes Glas: "Der Garten ist gleich einem Zimmeranbau meines Hauses geworden" (Gerhard Wietek, Franz Radziwill - Wilhelm Niemeyer. Dokumente einer Freundschaft, Brief vom 11.12.23, Oldenburg 1990, S. 91). - Für Franz Radziwill war das Erfahren der ihn umgebenden Natur von entscheidender Bedeutung. Die Gezeiten des Meeres, das Wolkenspiel am Himmel sowie die Pflanzen- und Tierwelt in seiner eigenen Umgebung waren unverzichtbare Inspirationsquellen für seine künstlerische Tätigkeit. Umso sensibler registrierte er den Wandel in seiner Lebenssphäre, der mit einer neuen Dimension des Tourismus und der Industrialisierung in das kleine Dorf Dangast hereinbrach. Seit Mitte der 1950er Jahre engagierte sich Radziwill für den Erhalt seiner Wahlheimat. Darüber hinaus kämpfte er als Umweltaktivist für den Naturschutz. Er demonstrierte gegen Bauvorhaben, setzte sich gegen das Schürfen von Sand und Kies ein und war im Wattenmeer über ein Jahrzehnt ehrenamtlich als Vogelschutzwart tätig. - Materialbedingte Haarrisse.
(Strohausen 1895 - 1983 Wilhelmshaven)
Vogel am vereisten Fenster. Öl auf Schichtholz. 1928. 67 x 37 cm. Gerahmt.
Signiert. Verso bezeichnet "89/1" sowie mit dem Stempel der Galeria del Levante, Mailand u. zwei italienischen Ausstellungsetiketten versehen.
Schulze 291 - Radziwill-Liste 4, Nr. 89a - Provenienz: Privatsammlung Italien. - Ausgestellt in: Franz Radziwill. Rom, Galleria Il fante di Spade u.a., 1969, Katalog-Nr. II; Franz Radziwill. Mailand, Galleria Eunomia, 1971, Katalog-Nr. 10, Abb. S. 12 sowie in: Franz Radziwill. Parma, Nuova Galleria del Teatro, 1971, ohne Seitenangaben, mit Abbildung. - Im Dezember 1923, kurz nach seinem Umzug in das kleine Künstlerdorf Dangast an der Nordsee, schrieb Radziwill an seinen langjährigen Freund Wilhelm Niemeyer: "Du kannst dir vorstellen, wie das Wetter der letzten Zeit auf die Landschaft einen gewaltigen feierlichen Mantel gelegt hat. Die Schneetage waren kalt aber [l]ebendig. Wenn draußen alles ruht und man von seinen, eben über der Erde sitzenden Fenstern, hinter sich den warmen Ofen, in die weite von Laub freie Landschaft sieht, da ist man einer Schnecke gleich, die um sich ihr Gehäuse hat." (Gerhard Wietek, Franz Radziwill - Wilhelm Niemeyer. Dokumente einer Freundschaft, Brief vom 11.12.23, Oldenburg 1990, S. 90). - In unserem Gemälde "Vogel am vereisten Fenster" aus dem Jahre 1928 findet sich diese so friedliche romantische Winterstimmung wieder. Radziwill verbildlicht einen jener klirrend kalten Wintertage und zeigt den Blick aus einem Fenster seines alten Fischerhauses. Die Scheiben sind mit Eisblumen bedeckt und erschweren die Sicht nach draußen. An der obersten Fenstersprosse verharrt ein Dompfaff und richtet einen scheinbar sehnsüchtigen Blick ins Innere. In harmonischer Symmetrie zur vertikalen Fenstersprosse steht rechts ein diffus erkennbarer Baumstamm mit einem Kleiber. Mit dieser meisterlich gewählten Verschränkung erzeugt Franz Radziwill eine kompositorische Verbindung zwischen dem Draußen und Drinnen, zwischen der natürlichen Welt und der menschlichen Zivilisation, einzig und allein getrennt durch dünnes Glas: "Der Garten ist gleich einem Zimmeranbau meines Hauses geworden" (Gerhard Wietek, Franz Radziwill - Wilhelm Niemeyer. Dokumente einer Freundschaft, Brief vom 11.12.23, Oldenburg 1990, S. 91). - Für Franz Radziwill war das Erfahren der ihn umgebenden Natur von entscheidender Bedeutung. Die Gezeiten des Meeres, das Wolkenspiel am Himmel sowie die Pflanzen- und Tierwelt in seiner eigenen Umgebung waren unverzichtbare Inspirationsquellen für seine künstlerische Tätigkeit. Umso sensibler registrierte er den Wandel in seiner Lebenssphäre, der mit einer neuen Dimension des Tourismus und der Industrialisierung in das kleine Dorf Dangast hereinbrach. Seit Mitte der 1950er Jahre engagierte sich Radziwill für den Erhalt seiner Wahlheimat. Darüber hinaus kämpfte er als Umweltaktivist für den Naturschutz. Er demonstrierte gegen Bauvorhaben, setzte sich gegen das Schürfen von Sand und Kies ein und war im Wattenmeer über ein Jahrzehnt ehrenamtlich als Vogelschutzwart tätig. - Materialbedingte Haarrisse.
Zuschlag: 35.000 €