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Völker, Karl
(Giebichenstein bei Halle 1889 - 1962 Weimar)
Völker, Karl
(Giebichenstein bei Halle 1889 - 1962 Weimar)
Christus in der Gasse. Öl auf Leinwand. 1922. 126,5 x 84,5 cm. Gerahmt.
Provenienz: Sammlung Rudolf Zuckermann, Halle, seitdem in Familienbesitz. - Ausgestellt in: Hallische Kunstschau 1922; Große Berliner Kunstausstellung 1923, Katalog-Nr. 1387; Karl Völker. Leben und Werk. Halle, Staatliche Galerie Moritzburg, 1976, Katalog-Nr. 17, Abb. S. 31; Karl Völker. Utopie und Sachlichkeit. Maler, Grafiker, Architekt. Halle, Stiftung Moritzburg, 2007, Katalog-Nr. 12, Abb. S. 81 sowie abgebildet in: Ingrid Schulze, Zum Schaffen des halleschen Malers und Grafikers Karl Völker, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Ges.-Sprachwiss. Reihe X, 1961, Heft 4, S. 1149; Emilio Bertonati, Il Realismo Magico in Germania, Mailand 1969, S. 94. - 1922 auf der Hallischen Kunstschau und ein Jahr später noch einmal auf der Großen Berliner Kunstausstellung präsentiert, zählt "Christus in der Gasse" zu den Hauptwerken im Schaffen von Karl Völker. Es steht sinnbildlich für eine Epoche, in der sich Kunst von reiner Ästhetik löste, um auf gesellschaftliche Wirklichkeit zu reagieren - unbequem, politisch und zutiefst menschlich. - Entstanden im Umfeld der Hallischen Künstlergruppe und der kommunistisch geprägten Novembergruppe, verdichtete Völker mit expressiv-reduzierter Bildsprache und aufmerksamkeitsstarker Farbgebung seine monumentale Komposition zu einer eindringlichen Allegorie auf das urbane Elend und die gesellschaftlichen Mißstände der frühen Weimarer Republik. Rasch wurde das Bild als "Anklageschrei eines gequälten Volkes" gedeutet (Hallische Nachrichten, Nr. 247, 21.10.1922, S. 2). Christus wird hier zur Projektionsfläche für das Leid im Arbeitermilieu, insbesondere der Kinder, die in den frühen 1920er Jahren von Hunger, Krankheit und Verlorenheit innerhalb einer unmenschlich engen städtischen Architektur betroffen waren. - Seit den frühen 1920er Jahren wirkte Karl Völker auch als freischaffender Architekt in Halle und realisierte unter anderem Projekte für städtische Einrichtungen. Sein architektonischer Blick ist auch in den Gemälden dieser Zeit deutlich spürbar. In "Christus in der Gasse" wird die strenge Geometrie und Perspektive der scheinbar endlosen, fensterlosen Ziegelwände, die an rationalisierte Bauformen der Moderne erinnern, zur Kulisse eines gesellschaftlichen Zustands, in dem sich menschliches Leid verdichtet widerspiegelt: eng, abweisend, ausweglos. So gelingt es Völker, seine künstlerische Vision mit politischer Dringlichkeit zu verbinden und ein Werk zu schaffen, das nicht nur anklagt, sondern zugleich zum Handeln auffordert. - Die Leinwand aus zwei Teilen zusammengefügt. Atelier- und Alterungsspuren. Vereinzelte Retuschen.
(Giebichenstein bei Halle 1889 - 1962 Weimar)
Christus in der Gasse. Öl auf Leinwand. 1922. 126,5 x 84,5 cm. Gerahmt.
Provenienz: Sammlung Rudolf Zuckermann, Halle, seitdem in Familienbesitz. - Ausgestellt in: Hallische Kunstschau 1922; Große Berliner Kunstausstellung 1923, Katalog-Nr. 1387; Karl Völker. Leben und Werk. Halle, Staatliche Galerie Moritzburg, 1976, Katalog-Nr. 17, Abb. S. 31; Karl Völker. Utopie und Sachlichkeit. Maler, Grafiker, Architekt. Halle, Stiftung Moritzburg, 2007, Katalog-Nr. 12, Abb. S. 81 sowie abgebildet in: Ingrid Schulze, Zum Schaffen des halleschen Malers und Grafikers Karl Völker, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Ges.-Sprachwiss. Reihe X, 1961, Heft 4, S. 1149; Emilio Bertonati, Il Realismo Magico in Germania, Mailand 1969, S. 94. - 1922 auf der Hallischen Kunstschau und ein Jahr später noch einmal auf der Großen Berliner Kunstausstellung präsentiert, zählt "Christus in der Gasse" zu den Hauptwerken im Schaffen von Karl Völker. Es steht sinnbildlich für eine Epoche, in der sich Kunst von reiner Ästhetik löste, um auf gesellschaftliche Wirklichkeit zu reagieren - unbequem, politisch und zutiefst menschlich. - Entstanden im Umfeld der Hallischen Künstlergruppe und der kommunistisch geprägten Novembergruppe, verdichtete Völker mit expressiv-reduzierter Bildsprache und aufmerksamkeitsstarker Farbgebung seine monumentale Komposition zu einer eindringlichen Allegorie auf das urbane Elend und die gesellschaftlichen Mißstände der frühen Weimarer Republik. Rasch wurde das Bild als "Anklageschrei eines gequälten Volkes" gedeutet (Hallische Nachrichten, Nr. 247, 21.10.1922, S. 2). Christus wird hier zur Projektionsfläche für das Leid im Arbeitermilieu, insbesondere der Kinder, die in den frühen 1920er Jahren von Hunger, Krankheit und Verlorenheit innerhalb einer unmenschlich engen städtischen Architektur betroffen waren. - Seit den frühen 1920er Jahren wirkte Karl Völker auch als freischaffender Architekt in Halle und realisierte unter anderem Projekte für städtische Einrichtungen. Sein architektonischer Blick ist auch in den Gemälden dieser Zeit deutlich spürbar. In "Christus in der Gasse" wird die strenge Geometrie und Perspektive der scheinbar endlosen, fensterlosen Ziegelwände, die an rationalisierte Bauformen der Moderne erinnern, zur Kulisse eines gesellschaftlichen Zustands, in dem sich menschliches Leid verdichtet widerspiegelt: eng, abweisend, ausweglos. So gelingt es Völker, seine künstlerische Vision mit politischer Dringlichkeit zu verbinden und ein Werk zu schaffen, das nicht nur anklagt, sondern zugleich zum Handeln auffordert. - Die Leinwand aus zwei Teilen zusammengefügt. Atelier- und Alterungsspuren. Vereinzelte Retuschen.
Schätzpreis: 40.000 €