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Schrimpf, Georg
(München 1889 - 1938 Berlin)
Schrimpf, Georg
(München 1889 - 1938 Berlin)
o.T. (Ausschauende). Öl auf Leinwand. 1923. 54,5 x 47 cm. Gerahmt.
Signiert u. datiert.
Nicht bei Hofmann/Praeger - Das Werk wird in die in Vorbereitung befindliche zweite Auflage des Werkverzeichnisses mit der Nummer 1923/21 aufgenommen (Gutachten von Dr. Christmut Praeger vom 5. Februar 2014 in Kopie beigegeben). - Zum Motiv vergleiche den Holzschnitt "Mädchen, aus einem Dachfenster schauend" (Hofmann/Praeger H 1923/1). - Provenienz: Fischer Fine Art, London; Galerie Michael Hasenclever, München; Galerie Nikolaus Fischer, Frankfurt am Main; Privatsammlung Berlin. - Ausgestellt und abgebildet in: Georg Schrimpf. Frankfurt am Main, Galerie Nikolaus Fischer, 1992, Katalog-Nr. 5. - Schrimpfs Kunst, mit einfachen Mitteln Unfassbares zu leisten, wird in vorliegendem Gemälde evident. Eine aus einem Dachfenster schauende Frau hat ihren Kopf auf ihre rechte Hand gestützt. Ihr introvertierter Blick scheint in eine weitläufige Landschaft gerichtet, die Schrimpf für den Betrachter in einem Ausschnitt am linken Bildrand öffnet. Trotz aller Idylle liegt über dem Gesicht der Ausschauenden ein Hauch von Melancholie, die mit dem rätselhaften Lächeln der Mona Lisa vergleichbar ist. Die Ähnlichkeit der Dargestellten mit Schrimpfs Ehefrau, der Malerin Maria Uhden, ist dabei offensichtlich. Die beiden hatten sich 1915 in der Avantgarde-Galerie "Der Sturm" in Berlin kennengelernt und im Mai 1917 geheiratet. Nur ein Jahr später war Uhden an den Folgen der Geburt ihres Sohnes gestorben. Somit schuf Schrimpf fünf Jahre nach dem schweren Verlust seiner Geliebten ein Gemälde in einer Bildsprache, die über das diesseitige Leben weit hinauszuweisen scheint und deren Transzendenz, Kraft und Ruhe nicht nur seine Zeitgenossen begeisterte. - Schrimpfs künstlerische Entwicklung steht exemplarisch für die turbulenten Jahre zwischen den beiden Weltkriegen. Der Künstler, der nie die Begeisterung für den Krieg geteilt hatte, suchte als einer der ersten durch monumentale, ganzheitliche Motive einen "un-dynamischen" Gegenentwurf zum Expressionismus zu formulieren (vgl. Franz Roh, in: Wolfgang Storch (Hrsg.), Georg Schrimpf und Maria Uhden, Berlin 1985, S. 142 f.). Dabei standen die Werke Philipp Otto Runges, der Nazarener, Caspar David Friedrichs oder der Künstler der "Valori Plastici" Vorbild, führten ihn aber zu einem ganz eigenen Stil. Wieland Schmied schrieb treffend: "zum Wesentlichsten am Werk Georg Schrimpfs gehört der Ernst seiner Intentionen. Aus diesem Ernst, der sich in eigenartiger Weise mit einer aufs Große zielenden Einfachheit der Mittel und Formen verband, erhält dieses Werk seine Würde und eine Magie, die voll Geheimnis ist. Was Georg Schrimpf leisten wollte, war scheinbar etwas sehr Geringes, tatsächlich aber etwas Ungeheures, ja Unmögliches. Es ist die Versöhnung von Mensch und Natur, von Innen und Außen, Geist und Leben, Moderne und Archaik, Idee und Anschauung. Es ist die Utopie einer Idylle, in der es keine Fremdheit mehr gibt." (Wieland Schmied, in: ebd., S. 12) - 1925 war Schrimpf mit zwölf Bildern in der legendären Ausstellung "Neue Sachlichkeit" in der Mannheimer Kunsthalle vertreten. Schrimpf erhielt nun Lehraufträge, verkaufte seine Bilder, sein Werk wurde wahrgenommen. "Was ich mit meinen Bildern will, gilt dem Leben schlecht hin [...]. So bemühe ich mich um Klarheit und Einfachheit als den mir wesentlichen Grundzügen, in dem Glauben, eben dadurch auch dem inneren Wert der Dinge nahe zu kommen." (Georg Schrimpf, 1932, zit. nach: ebd., S. 162) - Vereinzelte kleine Retuschen.
(München 1889 - 1938 Berlin)
o.T. (Ausschauende). Öl auf Leinwand. 1923. 54,5 x 47 cm. Gerahmt.
Signiert u. datiert.
Nicht bei Hofmann/Praeger - Das Werk wird in die in Vorbereitung befindliche zweite Auflage des Werkverzeichnisses mit der Nummer 1923/21 aufgenommen (Gutachten von Dr. Christmut Praeger vom 5. Februar 2014 in Kopie beigegeben). - Zum Motiv vergleiche den Holzschnitt "Mädchen, aus einem Dachfenster schauend" (Hofmann/Praeger H 1923/1). - Provenienz: Fischer Fine Art, London; Galerie Michael Hasenclever, München; Galerie Nikolaus Fischer, Frankfurt am Main; Privatsammlung Berlin. - Ausgestellt und abgebildet in: Georg Schrimpf. Frankfurt am Main, Galerie Nikolaus Fischer, 1992, Katalog-Nr. 5. - Schrimpfs Kunst, mit einfachen Mitteln Unfassbares zu leisten, wird in vorliegendem Gemälde evident. Eine aus einem Dachfenster schauende Frau hat ihren Kopf auf ihre rechte Hand gestützt. Ihr introvertierter Blick scheint in eine weitläufige Landschaft gerichtet, die Schrimpf für den Betrachter in einem Ausschnitt am linken Bildrand öffnet. Trotz aller Idylle liegt über dem Gesicht der Ausschauenden ein Hauch von Melancholie, die mit dem rätselhaften Lächeln der Mona Lisa vergleichbar ist. Die Ähnlichkeit der Dargestellten mit Schrimpfs Ehefrau, der Malerin Maria Uhden, ist dabei offensichtlich. Die beiden hatten sich 1915 in der Avantgarde-Galerie "Der Sturm" in Berlin kennengelernt und im Mai 1917 geheiratet. Nur ein Jahr später war Uhden an den Folgen der Geburt ihres Sohnes gestorben. Somit schuf Schrimpf fünf Jahre nach dem schweren Verlust seiner Geliebten ein Gemälde in einer Bildsprache, die über das diesseitige Leben weit hinauszuweisen scheint und deren Transzendenz, Kraft und Ruhe nicht nur seine Zeitgenossen begeisterte. - Schrimpfs künstlerische Entwicklung steht exemplarisch für die turbulenten Jahre zwischen den beiden Weltkriegen. Der Künstler, der nie die Begeisterung für den Krieg geteilt hatte, suchte als einer der ersten durch monumentale, ganzheitliche Motive einen "un-dynamischen" Gegenentwurf zum Expressionismus zu formulieren (vgl. Franz Roh, in: Wolfgang Storch (Hrsg.), Georg Schrimpf und Maria Uhden, Berlin 1985, S. 142 f.). Dabei standen die Werke Philipp Otto Runges, der Nazarener, Caspar David Friedrichs oder der Künstler der "Valori Plastici" Vorbild, führten ihn aber zu einem ganz eigenen Stil. Wieland Schmied schrieb treffend: "zum Wesentlichsten am Werk Georg Schrimpfs gehört der Ernst seiner Intentionen. Aus diesem Ernst, der sich in eigenartiger Weise mit einer aufs Große zielenden Einfachheit der Mittel und Formen verband, erhält dieses Werk seine Würde und eine Magie, die voll Geheimnis ist. Was Georg Schrimpf leisten wollte, war scheinbar etwas sehr Geringes, tatsächlich aber etwas Ungeheures, ja Unmögliches. Es ist die Versöhnung von Mensch und Natur, von Innen und Außen, Geist und Leben, Moderne und Archaik, Idee und Anschauung. Es ist die Utopie einer Idylle, in der es keine Fremdheit mehr gibt." (Wieland Schmied, in: ebd., S. 12) - 1925 war Schrimpf mit zwölf Bildern in der legendären Ausstellung "Neue Sachlichkeit" in der Mannheimer Kunsthalle vertreten. Schrimpf erhielt nun Lehraufträge, verkaufte seine Bilder, sein Werk wurde wahrgenommen. "Was ich mit meinen Bildern will, gilt dem Leben schlecht hin [...]. So bemühe ich mich um Klarheit und Einfachheit als den mir wesentlichen Grundzügen, in dem Glauben, eben dadurch auch dem inneren Wert der Dinge nahe zu kommen." (Georg Schrimpf, 1932, zit. nach: ebd., S. 162) - Vereinzelte kleine Retuschen.
Zuschlag: 46.000 €