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Tappert, Georg

(1880 Berlin 1957)

Tappert, Georg
(1880 Berlin 1957)
Rosa Chansonette I (Mit schwarzen Handschuhen). Öl über Graphit auf Pappe auf Leinwand. Um 1922. 68 x 50 cm. Gerahmt.
Verso signiert u. betitelt "Frl. R. mit schwarzen Handschuhen".

Wietek 220 - Provenienz: Gerhard Wietek, Hamburg, danach in Familienbesitz; Privatsammlung Nordrhein-Westfalen. - Ausgestellt in: Georg Tappert. Gedächtnis-Ausstellung. Berlin, Akademie der Künste, 1961, Katalog-Nr. 25; Ausstellung Georg Tappert anläßlich seines 15. Todestages. Berlin, Rathaus Wedding, Walther-Rathenau-Saal, 1972, Katalog-Nr. 31, Umschlagbild; Georg Tappert. Gemälde. Berlin, Kunstamt Wedding, 1973; Großstadt und Großstadtleben um 1926. Hamburg, B·A·T-Haus, 1976, Katalog-Nr. 59; Georg Tappert. Wiederentdeckung eines Expressionisten. Gemälde 1906-1933. Hamburg, B·A·T-Haus, 1977, Katalog-Nr. 44, mit Abb.; 25 Jahre Hans Thoma-Gesellschaft. Ein Rückblick. Reutlingen, Spendhaus, 1978, Katalog-Nr. 104; Georg Tappert. Ein Berliner Expressionist. Berlinische Galerie, 1980, Katalog-Nr. 32, mit Abb. (der Keilrahmen verso mit Transportetikett) sowie in: Georg Tappert. Deutscher Expressionist. Kreis Unna, Selm-Cappenberg, Schloss Cappenberg, 2006, Faltblatt mit Abb. - Georg Tapperts künstlerisches Werk ist untrennbar mit dem Berliner Nachtleben der 1910er und 1920er Jahre verbunden, einem Milieu aus Cabarets, Tänzerinnen, Chansonetten und schillernden Bühnenexistenzen, das ihn immer wieder zu eindrucksvollen Porträts inspirierte. "Rosa Chansonette" zeigt eines seiner bevorzugten Modelle, "Fräulein Rosenberg", deren Pose und Ausstrahlung nicht nur Koketterie, sondern auch Selbstbewusstsein und Darstellungslust vermitteln. - Dabei steigerte Tappert die Bildwirkung durch eine bewusste Überdrehung des Oberkörpers. Die angespannte Haltung der Arme und der auffällig inszenierte Blick erzeugen eine Dynamik, die weit über das rein Porträthafte hinausgeht. So wird die "Rosa Chansonette" zur Projektionsfläche eines modernen, urbanen Lebensgefühls, das zwischen Aufbruch, Dekadenz und sozialer Fragilität oszilliert. - Formal bleibt Tappert seiner expressionistischen Handschrift treu: Der Pinselstrich ist frei und gestisch und bewegt sich mit sicherem Gespür zwischen Kontur und Fläche. Unser Gemälde entfaltet den ganzen Reiz der "Goldenen Zwanziger" - jener kurzen Epoche zwischen Krieg und Krise, in der das Vergnügen, die Rebellion gegen bürgerliche Konventionen und das Selbstbewusstsein der Großstadtkunst zu einer radikal modernen Bildsprache führten. - Stellenweise Retuschen. Vereinzelte kleine Farbverluste.
Schätzpreis: 25.000 €