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Kubicki, Stanislaw
(Ziegenhain 1889 - 1942 Warschau)
Kubicki, Stanislaw
(Ziegenhain 1889 - 1942 Warschau)
Der Heilige und die Tiere III. Öl auf Leinwand. Um 1932. 110 x 144,5 cm. Gerahmt.
Provenienz: Aus dem Nachlass von Margarete Kubicka und Stanislaw Kubicki. - Der Künstler wurde 1932 von Raoul Hausmann vor dem Bild fotografiert (abgebildet u.a. in: Lidia Gluchowska, Avantgarde und Liebe. Margarete Kubicka und Stanislaw Kubicki 1910-1945, Berlin 2007, S. 261). - Das Gemälde abgebildet in: Lidia Gluchowska, Roger Loewig - Stanislaw Kubicki. Inseln der Menschlichkeit, Berlin 2003, S. 60; Lidia Gluchowska, Avantgarde und Liebe. Margarete Kubicka und Stanislaw Kubicki 1910-1945, Berlin 2007, S. 197. - "Der Heilige und die Tiere" verbildlicht die Möglichkeit eines arkadischen Zusammenlebens aller Wesen in einem idealen Universum und sucht in den elementaren Strukturen der Natur das Absolute und Ewige. Das Werk ist somit ein Gegenentwurf zu den politischen und kämpferischen Verwerfungen der frühen 30er Jahre, also genau zu der Zeit, als vorliegendes Gemälde entstand. Der spätere Widerständler Kubicki hoffte damals noch auf eine gnostisch pantheistische Lösung. Seine Frau schrieb zu dem Bild: "Soviel Schwermut liegt in seinen Bildern, soviel noch nicht gelöste Urkraft und eben das Verlangen nach Klarheit. Auf dem Bild 'Der Heilige und die Tiere' ist er ganz menschenfern, schmerzvoll setzt der Katholik in ihm das hellende Kreuz hinter den Kopf. Schwermut aber ist erdhaftend, so ruft er die Tiere, die ihn wärmen, schützen, den Atem der Urgeburt ausströmen - - - und nur ins dunkelnde Auge dringt die Unkenntnis der Ewigkeit. So bleibt der Heilende doch ungeschützt vor dem Sein. Ihm bleibt die Entscheidung - Weg oder Wirrnis." (Margarete Kubicka, zitiert nach: Lidia Gluchowska, 2007, S. 197) - Lidia Gluchowska, die die Analogien zwischen dem Werk Franz Marcs und Stanislaw Kubickis detailliert hinterfragte, kam zu dem Schluss: "Daß es in seiner Bildwelt mehr Tiere und Pflanzen als Menschen gibt, scheint ein Gegenentwurf zum Anthropozentrismus traditioneller Malerei zu sein, aber er strebt, im Gegensatz zu Marc, keinesfalls eine 'Animalisierung' der Kunst an. In den auf die kosmische Ordnung bezogenen Werken beider Kubickis kommt das pantheistische Element zum Tragen. In den Tier- und Pflanzenbildern Stanislaw Kubickis, die zusammen mit seinen theoretischen Äußerungen und seinen Gedichten eine Art kosmologisches System bilden, ist obendrein das Franziskanische deutlich ausgeprägt." (Lidia Gluchowska, 2007, S. 240 ff.) - In diesem großformatigen Hauptwerk greift Kubicki auf Bildmotive aus seinen früheren Arbeiten zurück: Den Menschen mit dem aufgestützten Kopf im Zentrum kombinierte er mit einem Gnu, einem Gayal und einer Hirschkuh - alles Lebewesen, die ihn bereits in den späten 20er Jahren beschäftigten. Mit stakkatohaften Pinselstrichen und rayonistischen Elementen verwob er Mensch und Tier kompositorisch ineinander und ordnete die Elemente in eine pyramidale Struktur, die bei aller energetischen Dynamik der Diagonalen und Vertikalen dem Bild Stabilität und Ruhe verleiht. Dunklere Farbtöne in der unteren Bildhälfte erden das Werk, hellere Blau- und Grüntöne stehen für Himmel und Pflanzen und bilden so eine Synthese der kosmologischen und metaphysischen Grundidee, die Kubicki in seinen Bildern, naturphilosophischen Texten und Gedichten zum Ausdruck brachte. - Die Leinwand mit einer fachmännisch restaurierten Läsur. Retuschen und leichtes Craquelé.
(Ziegenhain 1889 - 1942 Warschau)
Der Heilige und die Tiere III. Öl auf Leinwand. Um 1932. 110 x 144,5 cm. Gerahmt.
Provenienz: Aus dem Nachlass von Margarete Kubicka und Stanislaw Kubicki. - Der Künstler wurde 1932 von Raoul Hausmann vor dem Bild fotografiert (abgebildet u.a. in: Lidia Gluchowska, Avantgarde und Liebe. Margarete Kubicka und Stanislaw Kubicki 1910-1945, Berlin 2007, S. 261). - Das Gemälde abgebildet in: Lidia Gluchowska, Roger Loewig - Stanislaw Kubicki. Inseln der Menschlichkeit, Berlin 2003, S. 60; Lidia Gluchowska, Avantgarde und Liebe. Margarete Kubicka und Stanislaw Kubicki 1910-1945, Berlin 2007, S. 197. - "Der Heilige und die Tiere" verbildlicht die Möglichkeit eines arkadischen Zusammenlebens aller Wesen in einem idealen Universum und sucht in den elementaren Strukturen der Natur das Absolute und Ewige. Das Werk ist somit ein Gegenentwurf zu den politischen und kämpferischen Verwerfungen der frühen 30er Jahre, also genau zu der Zeit, als vorliegendes Gemälde entstand. Der spätere Widerständler Kubicki hoffte damals noch auf eine gnostisch pantheistische Lösung. Seine Frau schrieb zu dem Bild: "Soviel Schwermut liegt in seinen Bildern, soviel noch nicht gelöste Urkraft und eben das Verlangen nach Klarheit. Auf dem Bild 'Der Heilige und die Tiere' ist er ganz menschenfern, schmerzvoll setzt der Katholik in ihm das hellende Kreuz hinter den Kopf. Schwermut aber ist erdhaftend, so ruft er die Tiere, die ihn wärmen, schützen, den Atem der Urgeburt ausströmen - - - und nur ins dunkelnde Auge dringt die Unkenntnis der Ewigkeit. So bleibt der Heilende doch ungeschützt vor dem Sein. Ihm bleibt die Entscheidung - Weg oder Wirrnis." (Margarete Kubicka, zitiert nach: Lidia Gluchowska, 2007, S. 197) - Lidia Gluchowska, die die Analogien zwischen dem Werk Franz Marcs und Stanislaw Kubickis detailliert hinterfragte, kam zu dem Schluss: "Daß es in seiner Bildwelt mehr Tiere und Pflanzen als Menschen gibt, scheint ein Gegenentwurf zum Anthropozentrismus traditioneller Malerei zu sein, aber er strebt, im Gegensatz zu Marc, keinesfalls eine 'Animalisierung' der Kunst an. In den auf die kosmische Ordnung bezogenen Werken beider Kubickis kommt das pantheistische Element zum Tragen. In den Tier- und Pflanzenbildern Stanislaw Kubickis, die zusammen mit seinen theoretischen Äußerungen und seinen Gedichten eine Art kosmologisches System bilden, ist obendrein das Franziskanische deutlich ausgeprägt." (Lidia Gluchowska, 2007, S. 240 ff.) - In diesem großformatigen Hauptwerk greift Kubicki auf Bildmotive aus seinen früheren Arbeiten zurück: Den Menschen mit dem aufgestützten Kopf im Zentrum kombinierte er mit einem Gnu, einem Gayal und einer Hirschkuh - alles Lebewesen, die ihn bereits in den späten 20er Jahren beschäftigten. Mit stakkatohaften Pinselstrichen und rayonistischen Elementen verwob er Mensch und Tier kompositorisch ineinander und ordnete die Elemente in eine pyramidale Struktur, die bei aller energetischen Dynamik der Diagonalen und Vertikalen dem Bild Stabilität und Ruhe verleiht. Dunklere Farbtöne in der unteren Bildhälfte erden das Werk, hellere Blau- und Grüntöne stehen für Himmel und Pflanzen und bilden so eine Synthese der kosmologischen und metaphysischen Grundidee, die Kubicki in seinen Bildern, naturphilosophischen Texten und Gedichten zum Ausdruck brachte. - Die Leinwand mit einer fachmännisch restaurierten Läsur. Retuschen und leichtes Craquelé.
Zuschlag: 170.000 €