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Klein, César

(Hamburg 1876 - 1954 Pansdorf bei Lübeck)

Klein, César
(Hamburg 1876 - 1954 Pansdorf bei Lübeck)
Adam und Eva (Nach der Vertreibung). Öl auf Leinwand. Um 1918. 65,5 x 50 cm. Im Original-Künstlerrahmen.
Signiert.

Nicht bei Pfefferkorn - Provenienz: Privatsammlung Berlin. - Abgebildet in: Ruth Irmgard Dalinghaus, Neue Welten. César Klein (1876-1954). Freie Kunst, Norderstedt 2021, S. 87. - César Klein gehörte zur Berliner Avantgarde des 20. Jahrhunderts. Bereits seine frühen Werke im Bereich der angewandten Kunst und der freien Malerei belegen das Bekenntnis für eine grundlegende Erneuerung von Kunst und Gesellschaft. In der bahnbrechenden Werkbundausstellung 1914 war César Klein prominent vertreten. Aktiv wirkte er in der "Novembergruppe" und zusammen mit Bruno Taut und Walter Gropius im "Arbeitsrat für Kunst". - Eine expressionistische Interpretation der biblischen Erzählung vom ersten Menschenpaar zeigt unser vorliegendes Gemälde "Adam und Eva". Dargestellt ist der Moment nach der Vertreibung aus dem Paradies, das im Hintergrund noch durch die üppige Vegetation angedeutet wird. Eva steht in leicht gezierter, schamhafter Haltung und sich mit einem Tuch bedeckend links im Bild, während die Figur des Adam in der rechten unteren Ecke sitzend dargestellt ist. Klein griff die Thematik noch in zwei weiteren Arbeiten der späten zehner und frühen zwanziger Jahre auf (vgl. Dalinghaus 2021, S. 88). Während er dort jedoch mit klaren Umrisslinien und stark zweidimensionaler Komposition arbeitete, besticht vorliegendes Gemälde mit seiner ausgesprochen malerischen Darstellungsweise: Mit kräftigen, leuchtenden Farben und einer dynamischen Pinselführung erschuf Klein hier eine lebendige, fast traumhafte Szenerie. Die üppige Vegetation und der geschwungene Bildaufbau verleihen der Darstellung eine mythische Atmosphäre. - 1933 wurde César Klein das Lehramt an den Vereinigten Staatsschulen entzogen, er erhielt Malverbot, seine Bilder wurden 1937 im Zuge der Aktion "Entartete Kunst" aus Museen verbannt und zerstört. Dank der Fürsprache führender Theaterregisseure konnte Klein bis zum Kriegsende seinen Lebensunterhalt durch zahlreiche Entwürfe für Bühnenbilder leidlich bestreiten. Ab 1945 durchlebte er noch einmal eine befreiende Explosion seiner Schaffenskraft. Es entstanden farbintensive Figuren und Szenerien zunehmend im Grenzbereich zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. - Vereinzelte kleine Randretuschen. Insgesamt gut erhalten (mit beiliegendem Zustandsbericht von Dr. Wolfram Gabler vom 28.7.2024).
Zuschlag: 14.000 €