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Guggenberger, Max

(München 1894 - 1962 Dortmund)

Guggenberger, Max
(München 1894 - 1962 Dortmund)
Ländliche Ringelbahn. Öl auf Leinwand auf festem Karton. 1913. 49 x 40,5 cm. Gerahmt.
Signiert u. datiert. Verso von fremder Hand betitelt.

Auf einem Dorfplatz, umringt von Frauen und Kindern, steht ein handkurbelbetriebenes Kinderkarussell mit roter Orgel. Meisterlich gelingt es Guggenberger das Drehen des Ringelspiels bei lauter Musik durch seine Bildkomposition zu veranschaulichen, denn diese lebendige und detailreiche Szene von 1913 wird einerseits von einer blauen Bergkammsilhouette im Hintergrund begrenzt, die andererseits im gleichfarbigen sichelförmigen Schatten des Vordergrunds ihr Gegenbild sucht. Auch das Karusselldach und die Figuren des Vordergrunds scheinen zu einer geschlossenen Form komponiert und verstärken so das kreisförmige Treiben, das selbst in den benachbarten Häusern sein Echo findet. Vor der Palette gedämpfter Blau-, Grau-, Grün- und Brauntöne ertönt im Zentrum das laute Rot der Orgel, das in den leuchtenden Kopftüchern der Vordergrundfiguren auszuklingen scheint. - Farbflächen und Figuren sind einfach und direkt gestaltet. So wirkt das Geschehen seltsam archaisch und modern zugleich. Guggenberger scheint Bosch, Memling, Altdorfer oder Bruegel sowie die klaren Formen der religiösen Hinterglasmalerei gekannt zu haben und hat diese in eine dynamische, zeitgemäße Malerei übersetzt. Er verband Expressivität mit volkstümlichen Elementen und schuf so ein inspirierendes kleines Meisterwerk. - Über jenen jungen Künstler, der 1913 dieses stimmungsgeladene Bravourstück schuf ist wenig bekannt. Als Sohn des Landschafts- und Theatermalers, Karikaturisten und Illustrators Theodor Guggenberger (1866 München 1929) in einem Künstlerhaushalt aufgewachsen und in die Lehre gegangen, erhielt er ab 1912 eine Ausbildung an der Königlichen Kunstgewerbeschule und späteren Staatsschule für angewandte Künste in München. Anschließend arbeitete er als freier Grafiker und Illustrator und wurde 1922 als Lehrkraft an die Kunstgewerbeschule in Dortmund berufen. Die Schule richtete 1929 eine Fachklasse für Werbekunst ein, deren Leitung Guggenberger übernahm und auch nach 1945 weiterführte. Neben seiner Lehrtätigkeit arbeitete Guggenberger freiberuflich als Plakat- und Buchgestalter und beteiligte sich vereinzelt an Ausstellungen (u.a. 3. Große Westfälische Kunstausstellung, Münster, Stadthalle, 1929). - Vereinzeltes Craquelé sowie stellenweise kleine Farbverluste. Der rechte Rand mit einem Löchlein.
Zuschlag: 5.000 €