Los 45 aus unserer Herbstauktion am 25. Oktober 2025
Studie: Die Namen. Feder in Tusche, beidseitig, auf Transparentpapier. 1962. 29,5 x 20,7 cm. Beidseitig sichtbar gerahmt.
Signiert, datiert (März 1962) u. betitelt.
Werner Z 275 – Provenienz: Will Grohmann, Berlin; Sammlung Mário Calábria, Berlin; seit 1997 Privatsammlung Berlin. – Ausgestellt und teils abgebildet in: Carlfriedrich Claus. Freiberg, Privaträume von Dr. H. Grüß, 1962; Schrift und Bild. Amsterdam, Stedelijk Museum, 1963, S. 164; Carlfriedrich Claus. Notizen zwischen der experimentellen Arbeit – zu ihr. Einzelausstellung innerhalb der Ausstellung “Illustrationen”. Baden-Baden, Kunsthalle, 1964, Einband; Deutschlandbilder. Kunst aus einem geteilten Land. Berlin, Martin-Gropius-Bau, 1997, Katalog-Nr. 287; Die Künstlerfreundschaft zwischen Franz Mon und Carlfriedrich Claus. Chemnitz, Kunstsammlungen, 2013, S. 105 sowie in: Carlfriedrich Claus. 1930-1998. Denklandschaften. Berlin, Kupferstichkabinett in der Neuen Nationalgalerie, 2014.
Durch seinen experimentellen Umgang mit Sprache und im Kontext der visuellen Poesie entwickelte Claus um 1960 den neuen Bildtypus des “Sprachblattes”. Geschult durch die Schriften von Karl Marx, Rudolf Steiner, Ernst Bloch und weiteren Quellen der jüdisch-christlichen sowie fernöstlichen Ideengeschichte kristallisierte er auf feinen Papieren zeichnend-schreibend sein Denken. Die oft beidseitig auf transparenten Bildunterlagen ausgeführten Arbeiten und grafisch höchst reizvollen Bildgespinste veranschaulichen Prozessuales wie Dialektisches. Sie sind über ausführliche Einzeltitel entschlüsselbare Textstellen oder signalhaft wiederkehrende Zeichen erschließbar, oft aber nicht endgültig zu enträtseln. (Vgl. Carlfriedrich Claus. 1930-1998. Denklandschaften. Berlin, Neue Nationalgalerie, 2014, online)
Auf “Studie: Die Namen” sind die 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets, die im Wechsel der Papierseite aufeinander folgen, ausgeschrieben. “Jeder Buchstabe ist hier vielsinnig, löst durch seine im aktiven Betrachter aktive Präsenz Prozesse auf verschiedenen Ebenen aus: geistigen, seelischen, körperlichen, weist auf je anderes da, das wieder weiterverweist. Zuletzt aber, auf der vorletzten Stufe der Meditation, ist dieses ganze derart entfaltete, sich an jedem Punkt, in alle Dimensionen weiterentfaltende messianisch-mystische Schriftwerk nur eine einzige große Hieroglyphe, ein einiges zusammenhängendes Symbol des Einen, Namenlosen, zuletzt verweist dann jeder Buchstabe von seiner Zeit-Stelle aus auf den, ja wird Zeit-Glied dessen, der als: ‘Eh’je ascher eh’je’ – ‘Ich werde sein, der ich sein werde’ sich vor-aussagte. Die Thora, alle hier und so versammelten Konsonanten: der noch Unausgesprochene, noch Unaussprechbare zuhöchst -: Ha-Schem: Der Name. Zu sich unterwegs.” (Claus, Vexier-, Sinn-Bilder, in: Katalog Baden-Baden 1964, S. 9-10)
Schätzpreis: 20.000 €
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