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Schumacher, Emil

(Hagen 1912 - 1999 Ibiza)

Schumacher, Emil
(Hagen 1912 - 1999 Ibiza)
o.T. Öl auf rötlicher Keramikplatte. 1961. 39,8 x 31,2 x 3 cm. Gerahmt.
Signiert u. datiert.

Provenienz: Privatsammlung Frankfurt am Main. - Schumacher entwickelte in den 1950er Jahren Werke, die ohne jegliches Gerüst aus der Farbe selbst heraus gestaltet sind. Beide, Linie und Farbe, erhalten in seinem Schaffensprozess einen Eigenwert und lassen das Gegenständliche hinter sich. - Neue Werkstoffe aber auch malereifremde Fundstücke übten einen unwiderstehlichen Reiz auf den Maler aus und regten die Entstehung ganzer Werkgruppen an. Er erkannte die ästhetische Wirkung sowie die ausschließlich malerische Qualität von zufälligen Bildträgern und konnte diese in seine künstlerische Arbeit integrieren. Nicht so sehr die Sicht auf Gewohntes, sondern vielmehr der Einsatz von Gewohntem, das durch Aufnahme in den malerischen Prozess von seiner Ausgangsrealität befreit und in eine neue Wirklichkeit, die des Bildes, übertragen wurde, interessierte den Künstler. Die malerische Auseinandersetzung mit dem Material und der visuellen Wirkung seiner Stofflichkeit zieht sich als wiederkehrendes Motiv durch das gesamte Werk Emil Schumachers. - Wie viele andere Künstler seiner Zeit zog es Emil Schumacher ab den späten 1950er Jahren nach Italien, wo sich nach dem Krieg um Protagonisten wie Alberto Burri, Lucio Fontana oder Emilio Vedova eine aktive Szene informeller Kunst etabliert hatte. 1957 zeigte die Mailänder Galleria Il Milione Schumachers erste Einzelausstellung in Italien, im folgenden Jahr beteiligte er sich an der Biennale von Venedig, 1962 schließlich wurden seine Werke im Deutschen Pavillon ausgestellt. - Die Farbe, das klassische Malmaterial, hat Emil Schumacher in seinem Ouvre um unzählige Möglichkeiten erweitert. Er ignorierte dabei immer wieder auch die Grenzen zur Gattung des bildhauerischen Reliefs. Die Ästhetik der reliefähnlichen informellen "Tastobjekte" wirkte geradezu revolutionär und war für den Maler selbst eine wichtige Bestätigung auf dem Weg zur "Überwindung des Vierecks" in der Malerei. Die vorliegende frühe bemalte Keramik beinhaltet diese Komponenten seines Schaffens, mit dem ungewöhnlichen leicht amorphen Bildträger, dem typisch rötlichen Ton der südlichen Dachlandschaften und dem freien Spiel der Farben. - Jahre später, 1974, besuchte er die keramische Werkstatt "Ceramica Ibis" in Cunardo, in der bereits seine italienischen Kollegen Burri und Fontana gearbeitet hatten, was dann zur Herstellung einer ganzen Reihe bemalten Ziegel, Gefäße und eigenständiger Keramikobjekte führte, die ihren Höhepunkt in einem Wandmosaik fand, das Schumacher in den 1990er-Jahren in Rom realisieren konnte. Wie vorliegende Arbeit beweist, hatte Schumacher bereits lange vor diesem weiterführenden Werkkomplex die Sinnlichkeit bemalter Keramikflächen für sich entdeckt. (vgl. Pressemitteilungen des Emil Schumacher Museums, Hagen, 2015-2021) - Die linke untere Ecke minimal bestoßen.
Zuschlag: 15.000 €