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Radziwill, Franz
(Strohausen 1895 - 1983 Wilhelmshaven)
Radziwill, Franz
(Strohausen 1895 - 1983 Wilhelmshaven)
Die große Arngast. Öl auf Leinwand auf Hartfaserplatte. 1965. 74,5 x 103 cm. Gerahmt.
Signiert. Verso bezeichnet "573" sowie der Rahmen mit einem Ausstellungsetikett des Kunstvereins Hannover und diversen Transportetiketten.
Schulze 779 - Radziwill-Liste 4, Nr. 573 - Provenienz: Galleria del Levante, Mailand/München, dort 1980 vom Vorbesitzer erworben. - Ausgestellt in: Franz Radziwill. Leer, Osterstegschule, 1965, Katalog-Nr. 26; Franz Radziwill. Köln, Galerie Baukunst, 1968, Katalog-Nr. 121; Franz Radziwill. Varel, Heimatmuseum, 1968, Katalog-Nr. 32; Franz Radziwill. Rom, Galleria Il fante di Spade u.a., 1969, Katalog-Nr. 35; Franz Radziwill. Mailand, Galleria Eunomia, 1971, Katalog-Nr. 34, Abb. S. 14; Franz Radziwill. Berlin, Staatliche Kunsthalle NGBK, 1981, Katalog-Nr. 175, Abb. S. 147 sowie abgebildet in: Sergio Vacchi. La sua arte, la sua collezione. Gli anni di Grotti 1997-2001. Florenz, Palazzo Pitti, 2001, S. 268. - Durch seinen engen Kontakt mit den Künstlern der "Brücke" um Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel und Max Pechstein wurde Franz Radziwill zu Beginn der 1920er Jahre auf das idyllisch gelegene Dorf Dangast aufmerksam. Mehrfach reist er dorthin, um sich von dem eindrucksvollen Zusammenspiel aus Wolken, Meer, Flora und Fauna inspirieren und schlussendlich in seinen Bann ziehen zu lassen. 1923 erwarb er ein altes Fischerhaus und war fortan dauerhaft in Dangast sesshaft. - Die Zentralität des neuen Wohnortes für sein künstlerisches Schaffen bestätigte Franz Radziwill wenige Jahre später anerkennend: "Kein Bild von mir ist ohne Dangast möglich" (Carl Linfert, Begegnung mit Franz Radziwill, Eindrücke, Erlebnisse, Gedanken und Gespräche in Dangast, in: Die Kunst, 61. Jg., München 1930, I, S.66.). In seinen frühen Dangaster Jahren hielt er das tägliche Naturschauspiel noch in der Manier eines holländischen Landschaftsmalers fest. Aufgrund der immer weiter voranschreitenden Industrialisierung und vor allem durch seine traumatischen Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg an der Westfront schien ihm diese Bildsprache allerdings nicht mehr gerecht zu werden. Seine Farbpalette wurde kräftiger, seine Motive zunehmend mystischer und das Element des Technischen geriet ins Zentrum seiner Werke. - Vorliegendes Gemälde aus dem Jahre 1965 stellt den Inbegriff dieses stilistischen Wandels dar. Es zeigt den Blick von Dangast aus hinaus auf den Jadebusen bei Ebbe. Das Niedrigwasser hat den kargen Meeresboden mit zahlreichen ungewöhnlich megalithischen Steinen freigelegt. Der durch grelles Gelb strahlende größte Fels trägt, gleich einem Grabmal, die Inschrift "Arngast". Sie verweist auf die einstige Existenz einer kleinen Insel, die über Jahrhunderte hinweg an Fläche verlor und schlussendlich vom Meer vereinnahmt wurde. An ihre Stelle tritt nun der gleichnamige Leuchtturm, der makellos über den klein wirkenden Steinformationen thront und aus dessen Schornstein lebendiger Rauch entsteigt. Im starken farblichen Kontrast zum leuchtend roten Seezeichen setzt der darüberliegende grünblaue Himmel, durchzogen von zwei kreisenden Flugzeugen, die Gegenüberstellung von Natur und Technik fort. In dieser offenen Konfrontation manifestiert sich nicht zuletzt Radziwills skeptische Haltung gegenüber der zunehmenden Industrialisierung: "Während der 20er und 30er Jahre hatten sich in Radziwills Verhältnis zu Technik und Wissenschaft Faszination und Abwehr die Waage gehalten. Doch nun empfindet der Maler Industrialisierung und Urbanisierung immer stärker als Bedrohung eines von ihm als ursprünglich und natürlich erfahrenen Lebens." (Brigitte Reinhardt in: Franz Radziwill 1895 bis 1983, Köln, Wienand, 1995, S. 41) - Vereinzelte Kratzer und Retuschen.
(Strohausen 1895 - 1983 Wilhelmshaven)
Die große Arngast. Öl auf Leinwand auf Hartfaserplatte. 1965. 74,5 x 103 cm. Gerahmt.
Signiert. Verso bezeichnet "573" sowie der Rahmen mit einem Ausstellungsetikett des Kunstvereins Hannover und diversen Transportetiketten.
Schulze 779 - Radziwill-Liste 4, Nr. 573 - Provenienz: Galleria del Levante, Mailand/München, dort 1980 vom Vorbesitzer erworben. - Ausgestellt in: Franz Radziwill. Leer, Osterstegschule, 1965, Katalog-Nr. 26; Franz Radziwill. Köln, Galerie Baukunst, 1968, Katalog-Nr. 121; Franz Radziwill. Varel, Heimatmuseum, 1968, Katalog-Nr. 32; Franz Radziwill. Rom, Galleria Il fante di Spade u.a., 1969, Katalog-Nr. 35; Franz Radziwill. Mailand, Galleria Eunomia, 1971, Katalog-Nr. 34, Abb. S. 14; Franz Radziwill. Berlin, Staatliche Kunsthalle NGBK, 1981, Katalog-Nr. 175, Abb. S. 147 sowie abgebildet in: Sergio Vacchi. La sua arte, la sua collezione. Gli anni di Grotti 1997-2001. Florenz, Palazzo Pitti, 2001, S. 268. - Durch seinen engen Kontakt mit den Künstlern der "Brücke" um Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel und Max Pechstein wurde Franz Radziwill zu Beginn der 1920er Jahre auf das idyllisch gelegene Dorf Dangast aufmerksam. Mehrfach reist er dorthin, um sich von dem eindrucksvollen Zusammenspiel aus Wolken, Meer, Flora und Fauna inspirieren und schlussendlich in seinen Bann ziehen zu lassen. 1923 erwarb er ein altes Fischerhaus und war fortan dauerhaft in Dangast sesshaft. - Die Zentralität des neuen Wohnortes für sein künstlerisches Schaffen bestätigte Franz Radziwill wenige Jahre später anerkennend: "Kein Bild von mir ist ohne Dangast möglich" (Carl Linfert, Begegnung mit Franz Radziwill, Eindrücke, Erlebnisse, Gedanken und Gespräche in Dangast, in: Die Kunst, 61. Jg., München 1930, I, S.66.). In seinen frühen Dangaster Jahren hielt er das tägliche Naturschauspiel noch in der Manier eines holländischen Landschaftsmalers fest. Aufgrund der immer weiter voranschreitenden Industrialisierung und vor allem durch seine traumatischen Erlebnisse im Zweiten Weltkrieg an der Westfront schien ihm diese Bildsprache allerdings nicht mehr gerecht zu werden. Seine Farbpalette wurde kräftiger, seine Motive zunehmend mystischer und das Element des Technischen geriet ins Zentrum seiner Werke. - Vorliegendes Gemälde aus dem Jahre 1965 stellt den Inbegriff dieses stilistischen Wandels dar. Es zeigt den Blick von Dangast aus hinaus auf den Jadebusen bei Ebbe. Das Niedrigwasser hat den kargen Meeresboden mit zahlreichen ungewöhnlich megalithischen Steinen freigelegt. Der durch grelles Gelb strahlende größte Fels trägt, gleich einem Grabmal, die Inschrift "Arngast". Sie verweist auf die einstige Existenz einer kleinen Insel, die über Jahrhunderte hinweg an Fläche verlor und schlussendlich vom Meer vereinnahmt wurde. An ihre Stelle tritt nun der gleichnamige Leuchtturm, der makellos über den klein wirkenden Steinformationen thront und aus dessen Schornstein lebendiger Rauch entsteigt. Im starken farblichen Kontrast zum leuchtend roten Seezeichen setzt der darüberliegende grünblaue Himmel, durchzogen von zwei kreisenden Flugzeugen, die Gegenüberstellung von Natur und Technik fort. In dieser offenen Konfrontation manifestiert sich nicht zuletzt Radziwills skeptische Haltung gegenüber der zunehmenden Industrialisierung: "Während der 20er und 30er Jahre hatten sich in Radziwills Verhältnis zu Technik und Wissenschaft Faszination und Abwehr die Waage gehalten. Doch nun empfindet der Maler Industrialisierung und Urbanisierung immer stärker als Bedrohung eines von ihm als ursprünglich und natürlich erfahrenen Lebens." (Brigitte Reinhardt in: Franz Radziwill 1895 bis 1983, Köln, Wienand, 1995, S. 41) - Vereinzelte Kratzer und Retuschen.
Zuschlag: 120.000 €