Los 306 aus unserer Frühjahrsauktion am 3. Mai 2025
Tir. Serielles Unikat. Farbe, Gips, Plastikbeutel u. Projektile auf Sperrholz in Künstlerrahmen. 1964. 72,5 x 54,2 x 4 cm.
Verso auf einem Etikett der “édition MAT collection 1964” signiert u. nummeriert “40/100”.
Vgl. Loewer 421-33
Niki de Saint Phalle schuf Anfang der 1960er Jahre eine ganze Reihe von Arbeiten, die sie “Tirs” (“Schießereien” bzw. “Schüsse”) nannte. Hierbei handelte es sich um auf Holz montierte Assemblagen aus verschiedenen Objekten und mit flüssiger Farbe gefüllten Farbbeuteln, die die Künstlerin mit einer weißen Gipsschicht überzog. Von Saint Phalle im Anschluss mit verschiedenen Waffen beschossen, platzten die vom Gips eingeschlossenen Farbbeutel und die Farbe rann oder spritzte über die sonst weißen Bildträger.
1964 beteiligte sie sich an der zweiten “Collection” der von Daniel Spoerri ins Leben gerufenen Edition Mat. Ziel dieser Edition war es, erschwingliche Multiples in kompakter Größe anzubieten, die die Betrachtenden durch Berührung oder Bewegung zum Mitmachen animieren sollten. Unter den Objekten der “Collection 1964” der Edition Mat, die in Zusammenarbeit mit der Kölner Galerie Der Spiegel entstanden und an der 25 unterschiedliche Künstler beteiligt waren, nahmen Niki de Saint Phalles “Tirs” eine Sonderstellung ein, da sie eine sehr extreme Form der Partizipation durch das Publikum voraussetzten und dieses in den performativen Charakter der Werksentstehung miteinbezogen. In der den Kunstwerken ursprünglich beigegebenen “Gebrauchsanweisung” hieß es:
“1. Bild an eine Wand lehnen
2. Starkes Brett dahinter (zum Schutz der Wand)
3. Gewehr (22 Long Rifle) mit Kurz-Munition laden
4. So lange schießen bis alle Beutel sich ergossen haben (oder bis Ihnen das
Bild gefällt)
5. Aufpassen! Bild in der gleichen Position lassen. Bild gut trocknen lassen
und dann immer noch aufpassen: denn es kann ein Farbrückstand querfließen.”
Die endgültige Gestaltung – also das Beschießen der Arbeit und die daraus resultierende Farbgestaltung – blieb demnach den Besitzern überlassen, so dass es sich bei “Tir” um ein serielles Unikat handelt. Insofern entsprach es ganz dem Konzept Spoerris, der in seinen Editionen nach der aktiven Beteiligung der Betrachtenden, der Veränderbarkeit und der Originalität der Objekte strebte.
Schätzpreis: 10.000 €
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